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Keimbelastung im Heu

 

2021 war vielerorts eine sehr nasse Ernte und die Keimzahlen im Heu (leider auch bei optisch sehr gut aussehendem Heu) waren zum Teil deutlich erhöht. Vor allem die Lagerpilze sind oft ein Problem. Den Aspergillus sieht und riecht man z.B. meist gar nicht. Er ist aber trotzdem da. Tatsächlich haben in vielen Ställen diesen Winter auch gefühlt mehr Pferde gehustet als üblich. Ich habe einige Analysen in den Händen gehalten von Heu, dass optisch völlig unauffällig war und dessen Keimzahlen trotzdem, deutlich über die unbedenklichen Grenzwerte hinaus gingen!

Dinge die die Keimbelastung fördern:

 

Das Gras steht zu lange auf dem Feld. Ist das Gras so hoch, dass unten kaum mehr Luft drankommt, der Boden nicht mehr richtig trocknet oder das Gras bei Regengüssen kippt und sich schwer tut wieder aufzustehen, erhöht sich die Keim- und Pilzbelastung schon auf dem Feld.

Lagerpilze entstehen ab dem Zeitpunkt der Pressung. Ab da, wo das Heu eben gelagert wird. Umso besser die Bedingungen für die Pilze sind, umso mehr werden sie sich ab nach der Ernte vermehren können. Keime und Pilze mögen es feucht und warm. Bedingungen, die so ein erntefrischer Heuballen von Natur aus mitbringt, weil er ja erstmal noch ablagern muss.

 

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Die 3 Hauptursachen die Verderbnisparameter im Heu hochzutreiben sind zu viel Feuchtigkeit, zu wenig Belüftung/ Luftzirkulation am Lagerort, zu eng gestapelte Ballen, die eine ordentliche Luftzirkulation behindern. Die Feuchtigkeit die, die Ballen beim Ausdampfen produzieren, muss irgendwohin entweichen können. Später kann ein engeres Stapeln dagegen vielleicht auch vor hoher Luftfeuchtigkeit von Außen schützend wirken. Enges lagern birgt aber immer das Risiko, die anderen Ballen „anzustecken“, wenn ein kontaminierter dazwischen steckt.

 

Aber auch falscher Umgang beim Füttern kann die Verderbnisparameter nochmal richtig anheizen. Gewässertes Heu ist z.B. idealer Nährboden zur Schimmelpilz- und Keimvermehrung. Bereits nach 30-60 Minuten steigt die Belastung steil an. Ein Problem können deshalb auch 24/7 Heuraufen im Freien darstellen, wenn sie angeregnet werden oder anderweitig mit Feuchtigkeit in Berührung kommen. Heuraufen können so zu wahren Keimschleudern mutieren, wenn hier nicht auf die entsprechende Hygiene geachtet wird bzw. auf ein entsprechendes Fütterungsmanagement.

 

Über Husten-, Allergie-, Kotwasser-, oder gar Kolikproblematiken sind in solchen Fällen, dann oftmals gar nicht so verwunderlich.

 

 

Komplett keimfreies Heu gibt es nicht

 

 

Ein paar Keime und Pilze hat man immer. Es gibt verschiedene Verderbnispilze die unser Heu ab nach der Ernte befallen können. Bei verregnetem Heu, kann man aber fest davon ausgehen, dass sie da sind. Aber auch bei trockenem Heu ist man vor dem Verderb nie sicher. Vor allem ungünstige Lagerungssituationen führen meist dazu, Verderb zu fördern. Die Verderbsparameter steigen zuverlässig, wenn das Heu z.B. zu fest gepresst wird und/oder noch nicht trocken genug war.  Dagegen haben wir bei der Heulageproduktion oft genau das gegenteilige Problem. Ist sie zu locker gewickelt ebnet das den Schimmelpilzen den Weg sich zu vermehren. Gerade die in der Pferdehaltung häufig gewünschte sehr trockene Heulage ist besonders anfällig. Denn damit eine vernünftige Silierung überhaupt möglich ist benötigt es gewisse Gehalte an Zucker, Feuchtigkeit und so wenig Lufteinschluss wie möglich (der Rohfasergehalt sollte also auch nicht zu hoch sein). Heulage in wirklich optimaler Qualität ist rar, weshalb sie so häufig Probleme macht.

 

Falsche Lagerung in zu feuchten Räumen oder im Freien unter Planen fördern die Pilzkulturen im Heu besonders. Auch das zu enge Stapeln der Ballen oder das Stellen direkt auf den Boden begünstigen den Verderb vor allem in der Ausschwitzphase. Haben wir bei zu enger Lagerung außerdem einen kontaminierten Ballen dazwischen, kann sich der Befall leichter von Ballen zu Ballen weiterverbreiten.

 

Heu braucht bei der Lagerung etwa 3x so viel Platz wie Heulage. Kleine Lüftungsgassen sind wichtig, damit die Luft zirkulieren kann. Das Schwitzwasser der natürlichen Restfeuchtigkeit im Ballen, muss in jedem Fall ordentlich entweichen können.  Restfeuchte und Kondenswasser bieten sonst idealen Nährboden für Schimmelpilze. Ein gewisser Abstand zu Decke, Boden und Wänden sollte dabei eingehalten werden. Dies gilt auch auf trockenen Betonböden im Innenraum.

 

Wie erkenne ich Verderb?

 

Auch wenn Verderb nicht immer gleich sichtbar ist: Das Heu sollte grundsätzlich aromatisch und wohlriechend sein, wenn wir die Nase reinhalten. Geruchloses Heu ist meist nicht schädlich, wenn auch weniger erwünscht. Auf keinen Fall aber sollte das Heu muffig sein, oder gar brandig oder faulig riechen.

Es kitzelt dich beim Riechen in der Nase? Dies deutet auf Schimmelbildung hin, die mit dem Auge noch nicht sichtbar sein muss. Verspürst du beim Riechen sogar ein Stechen in der Stirnhöhle? Dann ist die Schimmelbelastung bereits fortgeschritten. So ein Heu darf nicht verfüttert werden und ist absolut gesundheitsschädlich. Um sicher zu gehen, kann auch eine Analyse der Verderbnisparameter Klarheit über den Zustand des Heus bringen.

 

 

 

 

Schimmelpilzvergiftung

 

Akute Schimmelpilzvergiftungen passieren selten – schleichende Verläufe kommen dagegen häufiger vor und zeigen sich in sehr diffusen Krankheitssymptomen.

Verdauungsstörungen, Müdigkeit, Abmagerung bzw. Appetitlosigkeit, Aufgasen und Koliksymptome, geschwächtes Immunsystem, Husten, Allergien, Headsheaking, Leberprobleme und Wundheilungsstörungen sind dabei nur die Wichtigsten.

 

Aspergillus – sieht und riecht man nicht. Er ist ein hochgiftiger Verderbnispilz. Wird der Pilz aufgenommen, bildet er Stoffwechselprodukte die sogenannten Mykotoxine. Ein Mykotoxin des Aspergillus ist das Aflatoxin. Dieses Toxin begünstigen den „Selbstmord der Körperzellen“ und lösen Allergien aus. Er kann sich im Körper ansiedeln und neben „herkömmlichem Husten auch die oberen Atemwege besiedeln. Auch Blutgerinnungsstörungen fördert er.  Aflatoxine gehören zu den stärksten in der Natur vorkommenden Giften. In feucht warmer Umgebung fühlen sie sich besonders wohl. Aflatoxine sind hitzestabil und werden auch beim Kochen und Backen nur zu geringen Teilen zerstört. Beim Bedampfen von Heu würde ich also ebenfalls davon ausgehen, dass es wenn überhaupt, nur in geringen Teilen zerstört werden kann. Der Aspergillus bzw. sein Aflatoxin ist DIE Ursache, bei der man auch bei langanhaltenden Leberproblemen aus unerklärter Ursache immer denken sollte. Vor allem auch, wenn mehrere Pferde im Bestand leberauffällig sind. Neben Heu kann der Aspergillus sich auch in Hackschnitzeln und Waldbodeneinstreu sehr wohl fühlen. Auch an die Umgebung sollten wir in Bezug auf Schimmelpilze also immer denken.

 

Schwärzepilze – sind Organismen die sich von toten, organischen Stoffen ernähren. Die Gattung Cladosporium ist hier am häufigsten vertreten. Diese Schwärzepilze wachsen schnell und sind gut sichtbar. Sie haben ein samtiges Aussehen von olivgrün bis schwarz. Schlechte Luftzirkulation und hohe Luftfeuchtigkeit tragen zum Wachstum dieses Pilzes bei. Er löst Atemwegsprobleme aus und allergische Geschehen wie Husten Nesselfieber, Asthma und kann auch zu Schleimhautentzündungen der Atemwege führen. Der Cladosporium ist der „klassiche“ Schimmelpilz den wir auch aus schimmligen Wohnungen kennen. Er ist auch für uns Menschen sehr gefährlich.

An uns selbst dürfen wir generell bei diesem Thema auch mal denken! Auch unsere Gesundheit betrifft es, wenn wir tagtäglich mit kontaminiertem Heu hantieren.

Neben dem Schimmelpilzbefall im Heu müssen wir auch auf die Umgebung achten wo er ggf. noch überall sein könnte. Denn auch hölzerne Oberflächen (ggf. Boxenwände, Heuraufen, Einstreu etc.) mit denen die Pferde Kontakt haben, könnten befallen sein.

 

Penicillum – ebenfalls ein großer Allergieauslöser. Der Penicillum zählt zu den Pinselschimmel. Wir kennen diese flaumig, haarige Schimmelart z.B. von Marmelade oder Käse. Penicillum bildet teilweise Antibiotika. Penicillin gehört zu den ältesten verwendeten Antibiotika. Nur weil die Pharma ihn sich zu Nutze gemacht hat ist er aber noch lange nicht gesundheitsfördernd. Ständiger Kontakt mit diesem Schimmel schadet sehr. Er ist ein sicherer Weg für allergische Atemwegsprobleme.

 

Stachybotrys – erzeugt Entzündungen in den Atemwegen und im Magen-Darmtrakt. Die Mykotoxine die er bildet sind sehr giftig und werden sogar über die Atmung und durch Hautkontakt aufgenommen. Das ist auch für uns gefährlich. Hautreizungen, Augenschwellung, Muskelschmerzen, Müdigkeit treten bei Kontakt mit diesen Pilzsporen unter anderem auf.

 

Es gibt natürlich noch einige mehr Arten – aber im Grunde ist das auch im Detail gar nicht so wichtig. Eins haben sie alle gemeinsam. Sie sind giftig und machen die Pferde und uns krank.

 

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