Gesteinsmehle – Bentonit und Zeolith
20.02.2024Aussagekräftige Heuprobe nehmen
21.03.2024Gras ist die Grundlage in der Pferdefütterung
Egal ob als frisches Gras auf der Weide oder als Graskonserve in Form von Heu, Heulage oder auch Cobs. Für jedes Pferd ist Gras in irgendeiner Form die wichtigste Nahrungsgrundlage.
Wenn wir unser Wunschheu haben können, sollte das Heu für Pferde idealerweise einen hohen Gehalt an strukturierter Faser und einen möglichst niedrigen Zuckergehalt haben. Es sollte schimmelfrei und nicht mit sonstigen Keimen belastet sein und möglichst wenig stauben. Zudem sollte eine ausreichende, aber nicht zu hohe Menge Protein enthalten sein. Und es sollte auch eine ausgewogene Menge an Mineralien und Spurenelementen enthalten.
Die Realität ist aber, dass es immer schwieriger wird Heu zu finden, dass auch nur Teilbereiche dieses Wunschheus erfüllt.
Dieser Beitrag soll nun einmal ein paar wichtige Punkte zusammentragen, auf die es zu achten gilt, wie wir diesem Wunschheu näher kommen könnten.
Bzw. im Umkehrschluss klarer werden lassen, warum manche Erzeuger eben kein geeignetes Pferdeheu haben und wovon man am ehesten auch die Finger lassen sollte, insofern man das mangels Alternativen überhaupt kann.
Das Pferd benötigt in einer idealen Welt extensiv bewirtschaftete (d.h. mit wenig Aufwand) Gras-Kräuterweiden.
Artenvielfalt soll herrschen, denn das begünstigt die Selektionsmöglichkeiten. Das Selektionsverhalten beim Pferd ist ein natürliches Verhalten. Das Pferd wählt bestimmte Nahrungsmittel bzw. Futterkomponenten aus, bevorzugt manches und lässt anderes lieber liegen. Das Selektionsverhalten ist von verschiedenen Faktoren gelenkt, wie z.B. vom Geruch, der Textur und ggf. auch vom Nährstoffgehalt mancher Nahrungsbestandteile. Ein Pferd ist eigentlich wählerisch. So eine Wiese entwickelt sich nur bei schonender, nicht auf Massenertrag ausgerichteter Düngung.
Starke mineralische Stickstoffzufuhren verdrängen für Pferde so wichtige und nährstoffreiche Kräuter. Es fördert die Hochleistungsgräser, die für unsere Pferde am ungeeignetsten sind.
Die Gräser- und Pflanzenart entscheidet mit darüber, wie die Nährstoffwerte in unserem Pferdefutter ausfallen werden. Am besten wäre ein Mix aus zuckerarmen, rohfaserreichen Gräsern, plus Kräutern die Mineralstoffe liefern, plus Leguminosen, die eiweißreich und mineralstoffreich sind. Der meiste Zuckeranteil steckt in den Gräsern. Je nach Art mehr oder auch etwas weniger. Kräuter und Leguminosen sind dagegen eher rohfaserarm, eiweißreich und mineralstoffreich. Ein ausgewogener Mix ist für die Pferde also das A und O.
Haben wir eine Weide oder Heu mit überwiegend Gräsern – ist das generell schon sehr viel kalorienreicher/zuckerreicher zu bewerten. Eiweiß und Mineralstoffe fallen dann eher schwächer aus. Das ist die Situation wie wir sie in unseren Heuanalysen über die letzten Jahre immer gehäufter sehen. Hochleistungsgräser wie das Weidelgras sind dabei besonders reich an Zucker und nicht all zu rohfaserreich und damit am ungeeignetsten für unsere Pferde. Heu mit sehr viel Weidelgras ist nicht gut sättigend und begünstigt übermäßiges Fressen oder gar überfressen. Übergewicht mit all seinen negativen Folgen resultiert daraus. So ein Zuckerheu eignet sich in der Regel überhaupt nicht gut für ein 24/7 Angebot.
Für Pferde müssen es zuckerärmere und rohfaserreichere Grasarten sein wie z.B. das Knaulgras, Wiesenrispe, Wiesenschwingel, Wiesenlieschgras. Besonders das Knaulgras verholzt sehr stark, wenn es überständig ist und enthält wenig Energie und Eiweiß. Solche Graszusammensetzungen eignen sich eher für ein 24/7 Angebot.
Eine moderate Menge von Kräutern und Leguminosen ist zudem wichtig, um einen gewissen Eiweißgehalt und Mineralstoffe ins Heu zu bekommen. Etwa 20 % Kräuter gilt als ideal. 30 % Anteil sollte dagegen nicht überschritten werden. Umso mehr Kräuter wir haben, umso problematischer wird es. Kräuter enthalten nur sehr wenig Rohfaser und aromatische Substanzen, die zwar therapeutisch aber im Übermaß auch toxisch wirken können. Ätherische Öle duften zwar, können aber auch zu Durchfall führen. Haben wir zu hohen Kräuteranteil, wird automatisch weniger Rohfaser aufgenommen, was ebenfalls Verdauungsprobleme begünstigen kann. Alle Kräuter sind empfindlich. In einseitigen Grasnarben, zu starker Düngung und bei zu starker Nutzung überleben sie nicht.
Auch Leguminosen (kleeartige) werten das Grünfutter auf, insofern es nicht massenweise vorkommt. Leguminosen sind eiweißreich und mineralstoffreich. Sie sollten nicht mehr als 10 % vorhanden sein.
Ungedüngte Wiesen
Ungedüngt wie im Pferdebereich sehr häufig praktiziert, sind keine „Magerweiden“ sondern vernachlässigte Wiesen und keinesfalls pferdegerecht!
Lässt man Wiesen unberührt durchwachsen, dann erhält sich ein Ökosystem Wiese selbst. Nährstoffe werden durch das im Herbst absterbende Gras in den Boden zurückgeführt und dienen schließlich wieder als Nährstoffgrundlage für neues Wachstum.
Wir aber lassen ja Pferde darauf weiden oder ernten das Gras ab. Wir nehmen uns also etwas und greifen in dieses natürliche Ökosystem ein. Die Pflanzen ziehen also Nährstoff aus dem Boden. Wird nun geerntet oder abgegrast dann haben wir etwas aus dem Kreislauf entnommen. Es gelangen keine Nährstoffe auf natürliche Weise in den Boden zurück. Also muss durch Düngung etwas zurückgegeben werden, damit Fruchtbarkeit und nachhaltige Nutzung erhalten bleibt.
Ausgebeutete, ungedüngte Wiesen, sind selbst für genügsame Ponys nicht geeignet. Hinsichtlich des Nährstoffangebots können solche Wiesen erhebliche Mängel aufweisen. Um bedarfsgerechte Zufütterung kommt man hier keinesfalls herum. Besonders bei herbstlichem Weidegang sind Mängel dann nicht auszuschließen. Folgen können allerlei Störungen der Stoffwechsel und Muskelstoffwechsel mit allerlei Folgeerkrankungen sein.
Und auch die Bodenverdichtung auf viel zu stark belasteten und überweideten Flächen führen zu immer größeren Problemen. In Folge beeinträchtigt es das Wasserhaltevermögen und die Bodenatmung. Die Pflanzenernährung wird gestört und in Folge bilden sich Lücken in der Grasnarbe, die von minderwertigen oder gar giftigen Pflanzen besiedelt werden. Die Nährwerte sinken rapide.
Es herrschen so genannte Hungerjahre! Das bedeutet, dass Jahre folgen mit schlechten Weidebedingungen/Erntebedingungen und geringerem Pflanzenwachstum. Für die Pferde steht dann weniger Futter bzw. Ernteertrag zur Verfügung und die Nährstoffe die noch in solchem Gras/Heu enthalten sind werden immer schlechter ausfallen. Trockenheit, wie wir sie durch Klimaveränderung immer gehäufter erleben, aber auch andere ungünstige Witterungsbedingungen verschärfen das Problem dann noch.
Weidegang auf sehr kleinen Flächen
bzw. sehr abgeweideten Flächen, wie wir sie in sehr vielen Ställen aus Platzmangel heutzutage haben, bedeuten somit immer Mangelernährung. Heu von ungeeignet bewirtschafteten Flächen ebenfalls. Zusätzlich zu dem oft sehr begrenzten Platz in vielen Ställen, ist ein zu früher Beginn und ein zu spätes Beenden der Weidezeit nicht nur für die Pferde ungünstig, sondern auch sehr schlecht für die eh schon stark überlasteten Böden. Dieses übermäßige Vertreten und auch das übermäßige zu kahl fressen lassen der Wiesen, führt zu Zerstörung der Grasnarbe. Bei Überbeweidung wird nicht schmackhaftes zu sehr geschont und schmackhaftes immer und immer wieder verbissen. Ohne genug Ruhezeit für die Flächen werden die schmackhaften Gräser verdrängt und die nicht schmackhaften bzw. sogar unverträglichen Pflanzen können sich munter vermehren.
Auf überweideten Wiesen breitet sich auch gerne Weißklee in Massen aus. Bei massivem Auftreten kann dies gesundheitliche Probleme wie Durchfall, aber auch Hautprobleme (Lichtempfindlichkeit, Photodermatose) begünstigen. Tritt Klee auf, verbreitet er sich oft schnell. Denn die kurzgefressene Grasnarbe unterstützt das Lichtbedürfnis vom Klee und gibt ihm optimale Wachstumsbedingungen. Auch mit den verdichteten Böden kommt der Klee besser zurecht als viele Gräser. Kann Gras dagegen hochwachsen, beschattet das den Klee und es drängt diesen zurück. Dies erfordert aber eine gewisse schonende Nutzung der Wiese.
Weitere Pflanzen, die sich auf überweideten Wiesen besonders wohl fühlen, sind z.B. Hahnenfuß, Wegericharten, Ampferarten und giftige Kreuzkrautarten.
Mineralstoffe im Gras/Heu
Über sehr viele Nährstoffe haben wir keinen direkten Einfluss, sondern nur indirekt. Es ist stark von den Pflanzenarten abhängig, was am Ende an Nährstoffen im Gras/Heu vorzufinden ist.
Der Calciumgehalt kann z.B. NICHT über Düngung erhöht werden. Calciumgehalt ist vor allem durch die Pflanzenart gesteuert (Leguminosen und Kräuter sind besonders calciumreich); Kalken beeinflusst nur den PH-Wert des Bodens und dieser indirekt die Pflanzenarten, die überhaupt wachsen können. Der richtige PH-Wert für den entsprechenden Bodentyp ist außerdem wichtig als Grundlage damit Pflanzen die Nährstoffe bestmöglich aufnehmen können.
Der Phosphorgehalt kommt überwiegend durch Phosphordüngung.
Phosphor wird vor allem gedüngt um die Erträge zu pushen. Phosphor ist an allen Energiestoffwechseln beteiligt, was man sich hier zu Nutze macht.
Grade die letzten Jahre wurden immer wieder auch Heuanalyse auffällig, mit eher niedrigen Calciumgehalten aber durchaus sehr starken Phosphorwerten. Teilweise war das Calcium-Phosphor Verhältnis sehr eng oder gar umgedreht. Eine Entwicklung die ich auch selbst mit den von mir gesichteten Heuanalysen immer öfter sehen konnte. Eine Katastrophe wenn hier dann noch Getreide zugefüttert wird und dieses Missverhältnis noch mehr in die ungünstige Richtung verschärft wird. Mit der neuen Düngeverordnung und den gestiegenen Kosten für Dünger ändert sich dies in Zukunft aber eventuell.
Der Magnesiumgehalt geht in der Tendenz zurück. Auch das ist abhängig vom Pflanzenbestand wie beim Calcium.
Natrium muss in der Regel ergänzt werden, weil Gras grundsätzlich sehr natriumarm ist. Es gibt aber Ausreißer mit hohen und zum Teil sogar sehr hohen Natriumgehalten im Heu. Woher das kommt, ist nicht wirklich bekannt. Es betrifft keineswegs nur Küstenregionen am Meer, sondern kommt vereinzelt auch in anderen Gebieten immer wieder mal vor. Einerseits könnten Böden in diesen Regionen also tatsächlich salzhaltiger sein. Es gibt aber auch Berichte die darauf hinweisen, dass das Streuen von Salz im Winter zu einer erhöhten Konzentration von Natrium in umliegenden Pflanzen / Gras führen könnte. Diese Streusalze gelangen z.B. auch durch Schmelzwasser in den Boden. Das ist alles aber sehr vage. Grundsätzlich sollten wir aber bei einer Welt die auch immer mehr Umweltbelastungen ausgesetzt ist, die Augen offen halten.
Das Kalium hat sich die letzten 20 Jahre nicht großartig geändert. Die Schwankungsbreite ist hier schon immer sehr hoch. Gülledüngung erhöht den Kaliumgehalt zum Beispiel. Es ist aber auch einfach von der Art des Bodens abhängig. Auf letzteres hat man keinen Einfluss.
Der Schwefel-Mangelverdacht wie er einige Zeit kommuniziert wurde, hat sich nicht Bewahrheitet. In der Regel ist genug Schwefel über Gras/Heu vorhanden. Sehen wir sehr hohe Schwefelgehalte im Heu, dann wurde das Grünland vermutlich geschwefelt! Das wird manchmal gemacht, um den Ertrag und den Grasnarbenschluss zu fördern und für bessere Pflanzengesundheit allgemein.
Eisen haben wir im allgemeinen genug im Heu. Sehr häufig hängen hohe Eisenwerte auch mit Verschmutzungen zusammen.
Bei Verschmutzung im Heu gibt es dann öfter auch mal Akzeptanzprobleme bei den Pferden.
Der Boden beeinflusst diesen Wert. Erhöhte Rohaschegehalte bringen häufiger auch höhere Eisengehalte mit sich. Dreck, Maulwurfshügel aber auch natürlicher Abrieb der Landmaschinen können Gründe dafür sein.
Bei Zink und Kupfer ist ein deutlicher Rückgang über die letzten Jahrzehnte erkennbar. Diese Defizite sind aber das kleinere Problem und gut ausgleichbar über entsprechend passende Mineralfutter.
Heutzutage stellt man mit sehr vielen Mineralfuttern auf dem Markt fest, dass der Kupferbedarf teilweise kaum 50 % damit abgedeckt wird. Tatsächlich haben sich die Werte in Analysen der letzten 2 Jahrzehnte um ca. 50 % reduziert. Waren Ende der 90er, Anfang 2000er im Schnitt noch eher Kupfergehalte von 8-10 mg vorzufinden sieht man die letzten Jahre eigentlich nur noch Gehalte von 2-5 mg im Heu. Tatsächlich habe ich bei allen Analysen seit ich berate auch noch nie einen höheren Kupfergehalt als 5 mg zu sehen bekommen!
Neuere Mineralfutterproduktionen/Entwicklungen gehen darauf mit ihren zeitgemäßen Rezepturen endlich ein. Sehr viele Hersteller und grade die Marktführer die seit 30 -50 Jahren ihre Mineralfutter nahezu unverändert verkaufen, decken diese Lücken häufig aber überhaupt nicht mehr ausreichend ab.
Der Mangangehalt ist sehr bodenabhängig und von Region zu Region extrem unterschiedlich. Von viel zu wenig, über ausreichend oder Überversorgung nur durch Heu vom 5-fachen bis 8-fachen über Tagesbedarf, kann alles vorkommen. Ohne Heuanalyse könnte man treffen oder auch völlig daneben liegen. Sowohl völlig daneben in der Mangelsituation oder in der totalen Überversorgung. Sicherheit kann hier nur eine Heuanalyse geben. Dringend abzuraten ist aber blind einfach Mangan ins Pferd zu schaufeln, wie es manches Marketing empfiehlt, weil wir angeblich überall Manganmangel in Deutschland hätten. Das ist nicht der Fall!
Nur ca. ein Drittel aller Heuproben wird derzeit auch auf Mineralien getestet. Von Unterversorgung bis Überschuss ist also alles möglich, wenn man nicht weiß, was man über den größten Futteranteil unserer Pferde zuführt und was nicht.
Wir haben das Problem häufig keine besonders artenreichen Wiesen / Heu mehr zu haben.
Hier ist aber auch mal wichtig zu erwähnen auf die Art der Probenentnahme für Heuanalysen zu achten. Heuproben, wo vielleicht nur Gräser aus einem fest gepressten Ballen gezogen werden, könnten zum Teil stark verfälscht sein, weil die Kräuteranteile – selbst wenn sie im Heu vorhanden sind ggf. nicht mit erwischt wurden und man nur die Stängel herausgezogen hat. Die Zuckerwerte würden damit tendenziell verfälscht höher ausfallen, während niedrigere Werte im Eiweiß, Calcium und Magnesium vorkommen könnten, wenn das Blattwerk nicht mit in der Probe landet in denen diesen Stoffe vorwiegend enthalten sind.
Quellen:
Ingolf Bender „Praxishandbuch Pferdeweide“,
Aus dem Gedächtnis: „Vortrag Futterwert von Heu“ LKS Labor
https://www.lkvsachsen.de/analysen/futter/futteranalyse-pferd/
https://www.landwirtschaftskammer.de/lufa/analysen/futtermittel/pferdefutter.htm