Gesteinsmehle – Bentonit und Zeolith

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Entgiften und Darm sanieren mit Gesteinsmehlen?

 

Gesteinsmehle bzw. Toxinbinder sollen im Darm Schadstoffe binden und ihn somit entgiften und zur Entlastung der Leber dienen. Außerdem soll es gut für die Darmflora sein.

Was halte ich davon?

 

Erstmal vorweg:

wir befinden uns wieder einmal im Bereich Symptombehandlung.

Es existiert eine Ursache, die das Entgiften nötig zu machen scheint.

Wenn du denkst, dass dein Pferd also ständig Toxinbinder benötigt, könnte dies auf ein grundsätzliches Problem der Ernährung oder der Umgebung hinweisen. Es wäre also ratsam, die Ursache zu finden und abzustellen, anstatt ständig zum Toxinbinder zu greifen.

 

 

 

 

Ständige „Entgiftungskuren“ beim Pferd sind normalerweise nicht zu empfehlen. Es ist wichtiger, die Ernährung, Bewegung bzw. die Haltung grundsätzlich zu optimieren, um die Gesundheit des Pferdes zu erhalten.

Der Trend, Pferden regelmäßig Gesteinsmehle wie Bentonit oder Zeolith zu geben, hat in den letzten Jahren zugenommen. Man kann durchaus potentielle Vorteile für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Pferdes erkennen. Aber es gibt auch viel Unklares, wodurch es wirklich in Maßen eingesetzt werden sollte.

 

Grundsätzlich halte ich mich immer gern an die Regel: „keine Wirkung ohne Nebenwirkung“.

Und ist da keine Nebenwirkung lässt sich auch die Wirkung in Frage stellen!

 

Man sollte also mit Sinn und Verstand die Entscheidung treffen, Gesteinsmehle zu füttern oder lieber nicht. Und es vor allem mit Maß tun.

 

 

 

Einige Unterschiede zwischen Bentonit und Zeolith:

 

 

Bentonit und Zeolith sind beides natürliche Tonmineralien, die in verschiedenen Anwendungen und auch in der Fütterung, verwendet werden.

 

Herkunft: Bentonit ist ein Tonmineral, das hauptsächlich aus Montmorillonit besteht und aus vulkanischer Asche stammt. Zeolith ist ein kristallines Mineral, das aus verschiedenen Mineralien wie Silizium, Aluminium und Sauerstoff besteht und in vulkanischen Gesteinen vorkommt.

Struktur: Bentonit hat eine lamellare Struktur, was bedeutet, dass es aus Schichten besteht, die miteinander verbunden sind und sich bei Wasseraufnahme ausdehnen können. Zeolith hat dagegen eine poröse kristalline Struktur mit Hohlräumen, die dazu führt, dass es Moleküle einschließt. Wegen dieser unterschiedlichen Oberflächenstrukturen gilt Bentonit auch als schonender für den Magen-Darm-Trakt.

Toxinbindung: Beide Mineralien haben die Fähigkeit, Toxine im Verdauungstrakt zu binden, jedoch kann die Effektivität je nach Art der Toxine variieren.

 

Es gibt zwei Varianten von Toxinbindung.

 

Die Absorption und Adsorption.

Bei der Adsorption lagern Stoffe nur oberflächlich an, Bei der Absorption dringen Stoffe ins Innere des Materials ein, wobei sie in die Poren der Struktur eingeschlossen werden. So kann es zu einer stärkeren Bindung kommen aber auch gleichzeitig zu einer Lösung von Stoffen im inneren des Materials. Heißt, wenn was gebunden wird, wird auch was abgegeben. Es ist ein Austausch. Gesteinsmehle können sowohl adsorbieren als auch absorbieren je nach spezifischer Eigenschaft des jeweiligen Typs.

 

Anwendungen von Gesteinsmehlen

 

Bentonite und Zeolithe werden häufig in der Fütterung verwendet, um Toxine zu binden und die Verdauung zu unterstützen. Aber auch in anderen Bereichen wie der Bauindustrie, Kläranlagen, Landwirtschaft, Kosmetik sowie zur Wasseraufbereitung, Luftreinigung, Bodenverbesserung/Düngung kommt es zum Einsatz.

Beide Stoffe können ihre eigenen Vorteile und Anwendungen haben, und die Wahl zwischen ihnen hängt oft von den spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen ab.

 

 

Gründe es zu füttern sind vor allem:

 

Entgiftung: Gesteinsmehle sollen Toxine und Schwermetalle im Verdauungstrakt binden und aus dem Körper entfernen. Dies soll besonders nützlich sein, wenn Pferde Umweltgiften oder toxischen Substanzen ausgesetzt sind, sei es durch Futter, Wasser oder Umweltverschmutzung.

 

Verdauungsunterstützung: Gesteinsmehle sollen helfen, die Verdauungsgesundheit von Pferden zu unterstützen, indem es die Darmflora ausbalanciert, überschüssige Säuren neutralisiert und die Kotkonsistenz reguliert. Dies könne dazu beitragen, Verdauungsstörungen wie Durchfall oder Koliken zu verhindern.

 

Obwohl viele Pferdebesitzer, Tiertherapeuten und Tierärzte immer wieder positive Erfahrungen mit der Verwendung von Gesteinsmehlen machen, gibt es auch einige Bedenken hinsichtlich seiner potenziellen negativen Auswirkungen.

Vor allem wenn es in übermäßigen Mengen oder unsachgemäß verwendet wird.

Und wenn wir uns die beiden genannten Gründe nochmal genau ansehen, weswegen es sinnvoll sein könnte Toxinbinder zu füttern, komme ich wieder zu dem Schluss lieber die Ursachen zu optimieren.

 

 

Eine übermäßige Verwendung von Gesteinsmehlen könnte mehr schaden als nützen

 

 

Die Nährstoffabsorbation könnte beeinträchtigt werden: Gesteinsmehle könnten nicht nur Toxine binden, sondern auch Nährstoffe. Bei übermäßiger Verwendung könnte es die Absorption von wichtigen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen beeinträchtigen, woraus Mangelsituationen resultieren können.

Eine Untersuchung bei Kühen mit Zeolith zeigte zwar z.b. keinen negativen Effekt auf die Calcium- und Magnesiumverdauung. Aber eine herabgesetzte Bioverfügbarkeit von Phosphor und gleichzeitig eine erhöhte Konzentration des gelösten Aluminiums, was auf eine Instabilität des Zeolithverbands zurückgeführt wird. Abschließend wird zwar geschlussfolgert, dass gewisse Mengen unbedenklich in der Anwendung sind. Zu große Mengen längerfristig, aber gewisse Probleme hervorbringen können. Inwieweit Studienergebnisse an anderen Tierarten auch aufs Pferd übertragbar sind, ist wie immer unklar. Da eine Hypophosphathämie aber durchaus möglich ist, können wir hier durchaus davon sprechen, dass eine Nährstoffaufnahmebehinderung stattfand. Denn auch zu wenig Phosphat zieht wiederum andere Probleme nach sich.

Das schlussfolgere ich zumindest mit meinem Verständnis daraus. Es könnten also durchaus auch Veränderungen im Elektrolythaushalt allgemein daraus resultieren. Und auch Störungen im Elektrolythaushalt könnten wiederum Folgen haben – im Wasserhaushalt, der Muskelfunktion und in der Knochengesundheit.

 

Im blödesten Fall hängt da also einiges mit dran. Ich jedenfalls finde zu viel, um unnötige Experimente zu machen nur weil da aktuell wieder ein neuer Fütterungstrend ist. Und sehr viele Leute lieber nach einer Wunderpille suchen, statt die Haltung und Fütterung zu optimieren.

 

Viele Aussagen, Viele Theorien

 

 

Es gibt auch einige Studien und Untersuchungen, die sich mit der potenziellen Aluminiumbelastung bei der Verwendung von Zeolithen beschäftigen, jedoch sind die Ergebnisse gemischt und oft widersprüchlich. Einige Studien legen nahe, dass die Verwendung von Zeolithen keine signifikante Erhöhung der Aluminiumbelastung im Körper verursacht, während andere darauf hinweisen, dass eine langfristige oder übermäßige Verwendung zu einer erhöhten Aluminiumabsorption führen könnte.

Eine Studie aus dem Jahr 2015 untersuchte wohl die Auswirkungen der oralen Einnahme von Zeolith bei Ratten und fand heraus, dass es zu einer erhöhten Aluminiumabsorption im Darm und zu erhöhten Aluminiumspiegeln in Leber und Niere führte. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Zeolith die Aluminiumabsorption im Verdauungstrakt erhöhen könnte, was zu einer erhöhten Aluminiumbelastung im Körper führen kann. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Studie an Ratten durchgeführt wurde und nicht direkt auf den Menschen übertragbar ist und aufs Pferd somit auch nicht.

Eine andere Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte wohl wiederum die Wirkung der oralen Einnahme von Zeolith bei gesunden Erwachsenen und fand heraus, dass es keine signifikante Erhöhung der Aluminiumbelastung im Körper verursachte. Die Teilnehmer erhielten Zeolith über einen Zeitraum von 12 Wochen, und es wurden keine erhöhten Aluminiumspiegel im Blut oder Urin festgestellt.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Ergebnisse vieler dieser Studien nicht eindeutig sind und weiterhin kontrovers diskutiert werden. Die potenzielle Aluminiumbelastung durch Zeolith hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Qualität des Zeoliths, der Dosierung und der individuellen Empfindlichkeit. Weitere Forschung ist erforderlich, um die langfristigen Auswirkungen der Zeolithverwendung auf die Aluminiumbelastung beim Menschen besser zu verstehen. Und selbst wenn am Menschen hierzu noch weiter geforscht wird, ist dies beim Pferd leider noch lange nicht der Fall und nicht sicher übertragbar.

 

Ich persönlich finde das sind sehr viele „Wenns“ und „Abers“ und „Könnte“, dass ich eher dazu tendiere die Finger davon zu lassen.

Zumal die Ursachen abzustellen immer zielführender ist.

 

 

Und auch mit der ewigen Frage ob es Nährstoffe bindet oder nicht, kommt man nicht wirklich zu einer finalen Antwort. Es liegt aber durchaus der Verdacht nahe, dass neben der Fähigkeit Toxine zu binden, auch Nährstoffe gebunden werden könnten bzw. der Nährstoffhaushalt zumindest beeinflusst werden kann.

Die Dosis macht hier sicher das Gift. Man sollte es aber im Hinterkopf behalten und vor allem von dauerhaften Anwendungen absehen.

 

Eine Studie aus dem Jahr 2002 soll beispielsweise die Auswirkungen der oralen Verabreichung von Bentonit auf die Nährstoffabsorption bei Schweinen untersucht haben will herausgefunden haben, dass Bentonit die Absorption von Nährstoffen wie Calcium, Phosphor und Zink verringerte.

Eine andere Studie aus dem Jahr 2014 soll die Auswirkungen der oralen Verabreichung von Zeolith bei Hühnern untersucht haben und kam zu ähnlichen Ergebnissen, dass Zeolith die Absorption von verschiedenen Nährstoffen wie Eisen, Kupfer und Zink verringerte.

Quellen zu diesen Aussagen bzw. Studien konnte ich aber leider keine finden.

 

 

 

 

Verschiedene Ansichten und Meinungen – werden Nährstoffe gebunden?

 

 

Es gibt verschiedene Ansichten und Meinungen darüber, ob Bentonit Nährstoffe binden kann, und einige behaupten, dass Nährstoffe aufgrund ihrer Ladung nicht von Bentonit gebunden werden können. Vor allem diejenigen, die Bentonit-Futtermittel verkaufen, stützen sich gerne auf diese Theorie.

Diese Behauptung beruht auf dem Verständnis der elektrostatischen Interaktionen zwischen Bentonit und den geladenen Teilchen im Verdauungstrakt.

Bentonit hat eine starke negativ elektrische Ladung, während viele Nährstoffe, insbesondere Mineralien, positiv geladene Ionen sind. Einige argumentieren daher, dass die elektrostatische Abstoßung zwischen Bentonit und den positiv geladenen Nährstoffen es schwierig machen könnte, dass Bentonit Nährstoffe bindet.

 

Jedoch zeigt die Forschung wohl auch hier, dass Bentonit trotz dieser elektrostatischen Interaktionen die Fähigkeit hat, verschiedene Nährstoffe zu binden bzw. die Verfügbarkeit der Nährstoffe verringert. Dies liegt an den absorbierenden Eigenschaften von Bentonit, die es ihm ermöglichen, eine Vielzahl von Substanzen, einschließlich Nährstoffen, zu binden.

Unabhängig von ihrer Ladung.

 

Die Diskussion ob Nährstoffe nun gebunden werden oder nicht, beruht häufig auf unterschiedlichen Interpretationen von Studienergebnissen und auch Erfahrungen in der Praxis. Einige Untersuchungen weisen darauf hin, dass Nährstoffe gebunden werden könnten, während andere die Auswirkungen als vernachlässigbar ansehen.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Wirkung von Gesteinsmehlen von verschiedenen Faktoren abhängt, darunter die Zusammensetzung des Gesteinsmehl selbst, die Dosierung, die Dauer der Anwendung und die individuellen Umstände des Tieres. Daher können die Erfahrungen von Tierhaltern, Tiertherapeuten und Tierärzten variieren.

 

Gesteinsmehle für die Darmflora

 

Veränderungen der Darmflora: die Frage ist hier – ist das immer positiv? In der Regel kommt Bentonit ja auch bei Verdauungsschwierigkeiten wie Durchfällen oder Kotwasser häufig zum Einsatz. Denn wirklich gezielten Einfluss können wir auf die Darmflora so überhaupt nicht nehmen, bzw. ist auch hier ein Gesteinsmehl wieder mal nur eine Symptombehandlung und keine Ursachenbekämpfung.

Die langfristige Verwendung von Gesteinsmehlen, könnten die Darmflora beeinflussen, indem es die Populationen der verschiedenen Bakterien im Darm verändert. Dies könnte positiv sein aber durchaus auch negativ. In die negative Richtung beeinflusst könnte es wiederum zu Verdauungsstörungen oder anderen gastrointestinalen Problemen führen.

 

Auch eine Veränderung der Darmperistaltik ist möglich: Übermäßige Mengen von Gesteinsmehlen können die Darmperistaltik beeinflussen. Auch dies könnte positiv, aber auch negativ sein. Es kann Verdauungsprobleme wie Verstopfung und Durchfall erzeugen und eine gestörte Darmperistaltik kann auch das Wachstum nützlicher Bakterien in der Darmflora beeinträchtigen. Des weiteren könnte vor allem Zeolith mit seiner rauen Oberflächenstruktur, die Schleimhäute im Verdauungstrakt reizen vor allem wenn es in unzureichend pulverisierter Form vorliegt.

 

 

Mein Fazit:

Zu diesem Thema findet man im Netz die Aussagen, die man selbst eben gerne finden will. Ein Gesteinsmehl-Beführworter wird „Beweise“ finden es als gut zu bewerten. Der Nicht-Beführworter wird ebenfalls „Beweise“ finden es negativ zu bewerten.

Letztendlich ist es ratsam, die Verwendung von Gesteinsmehlen immer gut abzuwägen und vor allem nicht dauerhaft Symptome einer ungünstigen Fütterungs- und Haltungssituation damit kompensieren zu wollen! Und eventuell negative Effekte immer mit zu berücksichtigen und gut abzuwägen.

Denn ganz grundsätzlich brauchen wir Gesteinsmehle in einer vernünftigen Pferdefütterung eher nicht!

 

 

 

(https://ul.qucosa.de/api/qucosa%3A11006/attachment/ATT-0/)

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18277779/

 

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/3527600418.mb131802nfad0056

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/3527600418.mb131802nfad0056

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