Das Kutschgeschirr fürs Shetty
03.12.2018„Pferdehaltung ist IMMER ein Kompromiss“
21.01.2019#2 Das Einspännergeschirr
Ich setze meine Serie zum Fahrgeschirr für Shettys mit dem Einspännergeschirr fort, weil ich weiß, dass viele Shettys mit Gig und Sulky unterwegs sind. Ein Geschirr ist nicht nur einfach zum Ziehen da, sondern muss auch die Sicherheit gewährleisten und so pferdeschonend wie möglich sein! Dafür benötigen wir ein gewisses Verständnis über den Aufbau eines Kutschgeschirres.
Um das Fahrgeschirr umfassend zu verstehen empfehle ich dir dich später auch mit dem Zweispännergeschirr zu beschäftigen, selbst wenn du nur einspännig fährst.
Denn es gibt einige Unterschiede.
Gerade für Shettys, gibt es einfach sehr viel Müll auf dem Markt was die Ausrüstung betrifft. Dadurch ist es umso wichtiger die Unterschiede zu kennen, damit du gute Ausrüstung erkennen kannst. Wenn du also wirklich pferdegerecht und pferdeschonend mit einem motivierten Pony Spaß haben möchtest lohnt es sich dich mit diesem Thema intensiv auseinander zu setzen.
Das alles lernst du zwar auch in jedem Fahrkurs ohne den ich dir das Kutschefahren sowieso nicht empfehlen würde! Nichtsdestotrotz stand ich am Anfang meiner Shettyfahrkarriere oft auf dem Schlauch und hätte mir eine spezifische Hilfestellung gewünscht. Denn das im Fahrkurs gelernte war nicht immer 1 zu 1 aufs Shethlandpony anwendbar.
Jetzt aber genug Einleitungsgeplapper!
Legen wir los:
Das Einspännergeschirr im Überblick:
Das Brustblatt
Das Einspännerbrustblatt ist kürzer als das vom Zweispänner. Es hat keinen Aufhaltering und keine Halskoppel wie beim Zweispännerbrustblatt. Dieser Umstand wird dir später im Zweispännergeschirr Beitrag noch klarer.
Das Brustblattgeschirr eignet sich nur für den leichten Zug, weil bei schwerem Zug die Brust eingeschnürt wird. Deshalb sehen wir Kaltblüter bei schwerer Arbeit auch immer im Kumtgeschirr.
Für den Freizeitbereich und besonders für die Shettys haben wir in der Regel nur leichten Zug. Umso wichtiger ist es deshalb wirklich bewusst aufs Gewicht zu schauen, denn das Fahren in unserer Freizeit soll schließlich allen Beteiligten Spaß machen.
Das Brustblatt darf weder zu hoch noch zu tief liegen!
Liegt es zu hoch, kann es die Atmung behindern. Liegt es zu tief, liegt es auf dem empfindlichen Buggelenk und behindert die Bewegung der Vorderbeine. Bei den Zwergen ist es gar nicht immer so einfach das Brustblatt optimal platziert zu bekommen, weil die kleine Brust nur wenig Spielraum lässt. Sehr häufig sieht man leider viel zu tief verschnallte Brustblätter bei Shettys!
Wegen der kleinen Brust ist es bei Shettys oft sinnvoller auf ein geschwungenes Brustblatt zurückzugreifen. Dadurch kommt das Brustblatt vorne nicht zu hoch, verläuft aber durch den anatomischen Schwung über dem Buggelenk.
Bei Großpferden heißt es, das Brustblatt liegt optimal eine Handbreit über dem Buggelenk. Beim Shetty aufgrund dessen, dass alles kleiner ist, haben sich bei mir 2 Fingerbreit bewährt!
Für mich gilt außerdem lieber etwas höher als zu tief.
Die Gefahr das Pony in der Atmung zu behindern ist deutlich geringer als es in der Bewegungsfreiheit zu stören!
Sellett
Die Kissen des Sellett müssen so beschaffen sein, dass die Kammer des Sellett genug Widerristfreiheit hat. Grundsätzlich gilt, egal welche Ausrüstung wir benutzen, es darf nicht auf dem empfindlichen Widerrist aufliegen.
Es gibt da auch beim Shetlandpony keine Ausnahme!
Leider wird es gerade bei den Zwergen, auch aufgrund viel schlechter Ausrüstung auf dem Markt, nicht immer so ernst genommen. Wenn wir pferdegerecht mit unserem Pony umgehen wollen, müssen wir das aber ernst nehmen!
Das Sellett hat, anders als beim Kammdeckel des Zweispänners, die Gabel oder Anzen zu tragen. Deshalb ist das Sellett auch deutlich stärker gepolstert als der Kammdeckel, der überhaupt kein Gewicht tragen muss. Man erkennt das Sellett auch gut am kleinen Sättelchen obendrauf.
Einachsiger oder Zweiachsiger Wagen
Wir müssen außerdem das Sellett, für den Einachser und den Zweiachser unterscheiden!
Für einachsige Kutschen, wie z.b. Gig und Sulky, muss der Tragegurt der Trageösen frei beweglich sein! Dies hat den Grund, dass wir bei einem Gefährt mit festen Anzen auf einem schiefen Weg sonst einseitig Gewicht auf dem Pferderücken haben. Auf einem schiefen Weg MUSS der Trageriemen zum Ausgleich durchrutschen können, um einseitigen Druck auf den Rücken zu vermeiden.
Gerade bei den Shettys die sehr oft mit Gigs und Sulkys gefahren werden, muss hier besonders darauf geachtet werden. Leider sind die Tragegurte an Shettygeschirren häufig nicht beweglich und keiner macht sich Gedanken darum. ☹
Mein Sellett habe ich extra beim Sattler ändern lassen!
Bei Zweiachsigen Kutschen wo sich die Anzen unabhängig voneinander bewegen hat man dagegen einen festen Trageriemen. Denn hier werden Unebenheiten und Schieflagen durch die Anzen selbst ausgeglichen wodurch kein Druck entsteht. Gerade bei Shettykutschen haben wir aber auch am Zweiachser häufig (feste Anzen). Dadurch fahre ich zum Beispiel auch meinen Zweiachser lieber mit beweglichem Tragegurt.
Die Trageöse für den Einachser ist zudem größer und bietet genug Spielraum im Gleichgewicht zu liegen. Ein optimal austarierter Einachser schwebt so frei wie möglich im Tragauge und bringt kein Gewicht auf das Sellett.
Hintergeschirr
Das Hintergeschirr ist beim Einspännig fahren, auch bei Kutschen mit Bremse, meiner Ansicht nach unverzichtbar! Das Hintergeschirr gewährleistet, dass der Wagen nicht ins Pferd reinschiebt!
Nur mit Hintergeschirr kann das Pferd durch den Umlauf (Umgang) den Wagen aufhalten! Ohne Hintergeschirr drückt das gesamte Gewicht über die Tragaugen nach vorne aufs Sellett und im schlimmsten Fall fährt die Kutsche dem Pferd von hinten in die Beine rein.
Niemand bremst die Kutsche immer so 100 % punktgenau und in der genau richtigen Dosierung, dass gewährleistet wäre, dass kein unnötiges Gewicht auf dem Sellett landet. Zudem drückt das Gewicht nicht nur auf den Pferderücken, sondern wird auch das Sellett unangenehm nach vorne geschoben. Ein Umstand, der mit einem richtig eingestellten Hintergeschirr vermieden wird und das Fahren fürs Pferd angenehmer und für alle Beteiligten sicherer macht.
Wie beim Brustblatt ist darauf zu achten, dass der Umgang weder zu hoch noch zu tief verschnallt wird, damit das Pferd optimal aufhalten kann. Sitzt es zu hoch zieht es den Umgang bei Druck noch mehr nach oben. Sitzt es zu tief, kann es dem Pferd die Beine wegdrücken. Das ist dann als würde dir plötzlich jemand einen Stoß in die Kniekehlen geben. Da fällst du auch um!
Schweifriemen und Schweifmetze
Der Schweifriemen ist am Fallring vom Sellett befestigt. Der Schweifriemen ist längenverstellbar und die Schweifmetze ist angenäht und nicht mit Schnallen am Riemen befestigt! Schnallen an der Schweifmetze sind absolut unbrauchbar, die Fahrleine bleibt leicht darin hängen und Schweifhaare können sich unangenehm darin verheddern.
Die Schweifmetze muss gut gepolstert sein!
Dünne Schweifmetzen oder gar nur einmal gefaltetes Leder wie ich es leider schon häufig bei Shettygeschirren gesehen habe reiben und sind äußerst unangenehm fürs Pferd.
Außerdem hat die Schweifmetze auch einen Sicherheitsrelevanten Zweck: sie verhindert, dass die Leine falls sie unter den Schweif gerät nicht festgeklemmt werden kann.
Vielleicht fragst du dich jetzt wie das denn möglich sein soll?
Wie soll denn die Fahrleine unter den Schweif geraten?
Das passiert schneller als du denkst!
Gerade im Sommer, wenn die Pferde energisch nach Fliegen schlagen ist das leicht passiert. Und gerät da was unter den Schweif ist es ein natürlicher Reflex des Pferdes, dass es die Schweifrübe anspannt und einklemmt. Und unter so einem klemmigen Schweif bringst du die Leine nicht so leicht wieder raus. Denn wenn du anfängst an der Leine zu fummeln, um sie zu befreien, wird das Pferd noch mehr klemmen. Das kann richtig gefährlich werden, denn du hast in so einem Moment keine Einwirkung mehr auf dein Gespann.
Eine gut gepolsterte Schweifmetze ist also nicht nur angenehmer fürs Pferd zu tragen, sondern hält auch den Schweif auf einen gewissen Abstand und verhindert das klemmen.
Zugstränge
Und zu guter Letzt haben wir noch die Zugstränge. Die Länge muss individuell für das eigene Gespann gewählt werden. Die benötigte Länge richtet sich stark nach der verwendeten Kutsche. Mehr gibt es zu den Strängen heute nicht zu sagen. Hier werde ich dann später beim „korrekten Anspannen“ näher drauf eingehen.
Viel Freude beim überprüfen und optimieren.
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