Obst und Gemüse füttern!

Entgiftung beim Pferd
28.10.2019
Mineralfutter
18.11.2019
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Wie gesund ist das fürs Pferd?

 

 

Für viele ist die Weidesaison beendet.

Im Herbst und Winter verändert sich für viele Pferde der Speiseplan deutlich. Auch die Obst- und Gemüsefütterung wird ein größeres Thema.

Wir Pferdebesitzer wollen unseren Pferden auch einfach mal etwas Gutes tun. Dagegen spricht auch nichts, solange es sinnvoll gestaltet wird.

Wurzelgemüse wie Möhren, Rüben und Rote Bete, ist dabei noch die natürlichste Form für unsere Pferde. Aber auch hier kommt es wieder mal mit auf den Pferdetyp an. Pferde die ursprünglich aus warmen, kargen Wüsten- und Steppenregionen kommen hatten immer wieder mal auch Wurzeln mit auf dem Speiseplan stehen.

Ponyrassen aus nördlichen, sumpfigen Gebieten dagegen nicht. Für ihren Stoffwechsel ist es unnatürlicher Wurzeln zu fressen, was wir aufs Wurzelgemüse bedingt übertragen können.

 

Die Obstfütterung sehe ich aber grundsätzlich als kritisch. Nicht nur der zum Teil hohe Zuckergehalt kann zum Problem werden. Obst gärt auch stark und kann die Bakterienverdauung des Pferdes empfindlich stören.

 

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Allgemeines zum Obst

 

Obst enthält nicht nur Fruktose. Obst besteht zu ungefähr gleichen Teilen aus Fruktose und Glukose. Glukose ist ein schneller Energielieferant während Fruktose in der Leber erst zu Glukose umgewandelt werden muss. Das wichtigste Entgiftungsorgan des Körpers wird also einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt.

 

Die Leberbelastung unserer Pferde ist häufig sowieso schon nicht unerheblich. Nährstoffüberversorgung oder -unterversorgung, Medikamente, Wurmkuren, Impfungen, Spritzmittel in Futtermitteln, nie ganz vermeidbare Mengen an Keimen und Pilzen in Heu, Gras oder Stroh, Giftpflanzen und sonstige Umweltgifte und Toxine. Auf manches haben wir gar nicht immer Einfluss.

 

Ein zu viel an Fruktose gelangt unverarbeitet in den Dickdarm was die Bakterienverdauung des Pferdes massiv auf den Kopf stellen kann. Störungen im Dickdarm sind Ursache für vielerlei Stoffwechselproblematiken bis hin zu Hufrehe.

Aber was ist zu viel?

Je nachdem wie fit das Pferd ist können diese Grenzen sehr unterschiedlich sein. Umso belasteter die Leber des Pferdes bereits ist umso kritischer wird es.

Der Darm macht den größten Teil des Immunsystems aus.

Ein gestörtes Darmmilleu oder Ungleichgewicht mindert die körpereigenen Abwehrkräfte des Pferdes massiv!

Das Sättigungsgefühl wird von zu viel Fruktose gehemmt und die Pferde werden zu Zuckersucht und zur Fresssucht erzogen. Eine Abwärtsspirale, die es nicht lohnt, überhaupt zu riskieren.

Und dann ist da auch noch das Thema Karies.

 

 

Obstfütterung hat keinen Vorteil!

 

 

Alles in allem sehe ich nur Nachteile!

Vorteile, sehe ich dagegen keine!

 

Zur Vitamin- und Mineralienversorgung ist Obst absolut ungeeignet. Vor allem das Füttern von Bananen wird gerne mit einer zusätzlichen Kaliumversorgung gerechtfertigt. Wer zum Geier ist eigentlich überhaupt auf die Idee gekommen Pferden Bananen anzubieten?!

Ein Pferd müsste mindestens 1 kg Bananen fressen, um auch nur annähernd auf seinen Kaliumbedarf zu kommen. Mal abgesehen davon, dass unser Gras und Heu in der Regel äußerst kaliumreich ist und die meisten Pferde bestens damit versorgt und häufig sogar überversorgt sind.

 

Das Obst, dass wir heutzutage in Supermärkten zu kaufen bekommen hat mit dem ursprünglichen Obst von früher ebenfalls nichts mehr zu tun. Auch wir Menschen lechzen immer mehr nach Süßem und man hat das Obst nach unseren Vorlieben in den letzten Jahrzehnten immer mehr „verbessert“. Der Bitterstoffanteil wurde immer mehr weggezüchtet. Der Fruktosegehalt mehr und mehr gesteigert. Kein natürlich gewachsener Apfel aus Omas Garten ist auch nur annähernd so süß, wie die Sorten, die wir im Supermarkt kaufen können.

 

Es ergibt also einfach keinerlei sinnvollen Grund unseren Pferden Obst zu füttern.

Weshalb sollten wir es also trotzdem tun?

Lediglich kleine Mengen von Wurzelgemüse lassen sich für Wurzelfressende Pferdetypen noch einigermaßen rechtfertigen. Mit ausgebuddelten Wurzeln von Büschen haben unsere gezüchteten Karotten aber ebenfalls nicht viel zu tun. Zwingend auf den Speiseplan müssen sie also ebenfalls nicht.

 

 

 

 

Den Pferden damit etwas Gutes zu tun ist eine rein menschliche Denkweise.

Letzte Woche habe ich das Buch von Marc Lubetzki vorgestellt.

Dort erwähnt er auch ein interessantes Experiment, dass man mit Wildpferden gemacht hat. Man hat wild lebenden Pferden, Karotten zu fressen angeboten. Sie haben sie als nicht fressbar angesehen. Keines der Wildpferde hat die Karotten angerührt.

Genauso war es bei meiner Tinkerstute Elly als sie gerade frisch aus Irland nach Deutschland kam. Sie wuchs dort sehr natürlich und frei auf. Sie rührte lange keinerlei Obst und Gemüse an. Sie wusste einfach nichts damit anzufangen. Unser deutsches Gras ist äußerst süß und reicht schon für sich allein dazu aus, das Sättigungsgefühl des Pferdes mit der Zeit zu hemmen und Fresssucht zu fördern. Tatsächlich verschlingt auch meine Tinkerstute inzwischen alles was man ihr zur Verfügung stellt. Umso süßer umso schöner wäre es – ganz klar. So übertragen wir die Probleme und Folgen unserer westlichen Ernährung 1:1 auch auf unsere Tiere.

 

 

Obst in Futtermitteln

 

Obst in Mischfutter wie Müsli oder Mash halte ich ebenfalls aus den oben genannten Gründen für überflüssig. Sie dienen lediglich unserem menschlichen Geschmack. Natürlich sieht so ein Mash auf Basis von Weizenkleie und Leinsamen mit einigen Apfelstückchen und Bananenchips viel ansprechender für uns aus. In Wahrheit sind es aber einfach nur unnötige Füllstoffe, für die wir auch noch Geld bezahlen. Klar wird ein Pferd an ein paar Apfelstückchen oder Bananenchips nicht sterben. Vielleicht hat es in der kleinen Menge nicht mal eine negative Auswirkung. Wieso aber sollten wir etwas Füttern was auch keine positive Wirkung hat? Dem Pferd ist es egal, wenn da nichts zusätzlich drin ist.

 

Bei der Fütterung sollten wir uns grundsätzlich immer fragen welches Ziel wir mit einem Futtermittel verfolgen. Das einzig sinnvolle Ziel, ist die Gesunderhaltung unseres Pferdes.

 

 

Etwas Wurzelgemüse ist okay

 

 

Nichtsdestotrotz ist aber auch Gemüse eine Leckerei für zwischendurch ohne großartigen Zweck fürs Pferd. Gerade im Winter sind Karotten eine beliebte Ergänzung in vielen Ställen. Da wandern dann schon mal ein Kilogramm oder mehr in den Futtertrog. Für Pferde ist das keine natürliche Fütterung!

Über 500 g würde ich auch bei einem Großpferd nicht empfehlen. Je nach Größe sprechen wir da von 2-3 Möhren.

 

Immer mehr Futtermittelhersteller fokussieren sich auf sehr natürliche Futtermittel und auch Einzelfutterkomponenten. Getrocknetes Wurzelgemüse wie Karottenchips, Rote Bete Chips und ähnliches suggerieren uns ein natürliches und zuckerarmes Futtermittel für unsere Pferde. Der Zuckergehalt wird auf diesen Tüten häufig nicht deklariert. Da steht dann 100 % Karotte, oder 100 % rote Bete.

Wow, das klingt doch super. Karotten und Rote Bete haben in der Frischsubstanz aber auch Nährstoffe und Zucker.

Die Nährstoffe sind zu vernachlässigen, denn wie in dem Bananenbeispiel müssten wir kiloweise davon füttern um den Bedarf auch nur annähernd zu decken. Aber der Zucker ist durchaus nicht unwichtig. Schon gar nicht für stoffwechselkranke Pferde! In getrockneter Form, nachdem das Wasser entzogen wurde, ist der Zuckergehalt konzentrierter.

 

Nehmen wir also als Beispiel rote Bete Chips. Frische rote Bete enthält pro 100 g > etwa 7 g Zucker. Klingt nicht viel. Ein großer Anteil der roten Bete ist Wasser der bei der Trocknung entzogen wird. 86 % Feuchtigkeit werden der roten Bete entzogen. Zurück bleiben von 100 g frischer roter Bete, 14g Trockenmasse, in der sich alle Inhaltsstoffe befinden. Auch der Zucker. In 100 g rote Bete Chips befinden sich rund 60 g Zucker. In einem Kilogramm also rund 600 g.

Das ist nicht wenig.

Fazit: Die 60 g Zucker in 100 g rote Bete Chips, entspricht dem Zucker von einem Kilogramm guten, magerem Pferdeheu. Im Heu stecken zusätzlich aber auch noch mehr Mineralstoffe drin.

Welches Futter macht mehr Sinn?

 

 

 

 

Apfelsaft und Apfelmus

 

 

Du kannst dir nun denken, worauf das hinausläuft. ?

Es erklärt sich nun wohl von selbst, dass Säfte oder Apfelmus die oftmals auch noch mit reichlich Zucker angereichert sind, erst recht nichts im Pferdefutter zu suchen haben. Und mich schockiert es immer wieder, dass es oft üblich ist zu diesen Hilfsmitteln zu greifen, um verschmähtes Futter irgendwie ins Pferd zu bringen!

Wenn das Pferd Zusatzfutter nicht fressen will, dann hat das fast immer einen guten Grund! Sehr häufig steckt irgendwo eine Überversorgung dahinter, wodurch das Pferd ein Futtermittel verweigert, selbst wenn zusätzlich ein Inhaltsstoff drin ist, dass es eigentlich dringend bräuchte. Oder das Pferd ist bereits sehr gierig nach Süßem und du wirst aus dem Teufelskreis, dass das Pferd sein Futter ohne Süßungsmittel nicht fressen will auch nicht mehr so einfach herauskommen. Schon gar nicht, wenn das Pferd schon weiß, dass es nur einen etwas längeren Atem haben muss und abwarten muss bis du sein Futter, dann doch wieder verfeinerst, nur damit es irgendwie ins Pferd reinkommt. Das ist definitiv der falsche Weg.

Am allermeisten schockiert mich aber, dass sogar Futtermittelhersteller solche fragwürdigen Tipps raus geben.

 

Du weißt es nun besser!

 

Ob es für dich nun Sinn macht oder nicht deinem Pferd hin und wieder mal einen Apfel oder eine Möhre zu verfüttern, musst du am Ende nun selbst entscheiden.

 

4 Comments

  1. Janet Metz Svenja sagt:

    Absolut richtig und wertvoll!

    Eine Frage bleibt mir allerdings noch im Kopf:
    Wie sieht es mit Hagebutten als Vitaminlieferant/Leckerliersatz aus?

  2. Janet Metz Mona sagt:

    Ich finde diese Argumentation sehr gut und aufklären.

    Wie sieht es mit johannisbrot aus?

    • Janet Metz Janet Metz sagt:

      Hallo Mona,

      mit Johannisbrot hab ich mich tatsächlich noch nicht wirklich beschäftigt. Die Frage die sich mir bei sowas dann immer als erstes stellt: „Braucht man es denn wirklich“? Für die Verdauung beim Pferd ist die Fütterung insgesamt sehr entscheidend – das sollte nicht vom Johannisbrot abhängig gemacht werden. Und auf die Mineralstoffe und Vitamine in kleinsten Mengen von irgendetwas kann man auch verzichten. Ich will es damit aber weder gut noch schlecht reden. Dies ist nur mein Gedanke dazu.

      Viele Grüße
      Janet

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