Mineralfutter
18.11.2019Brauchen Pferde Getreide?
09.12.2019Das musst du über Heu wissen!
Heu ist das wichtigste Grundfutter überhaupt, für unsere Pferde.
Ohne Rohfaser geht beim Pferd gar nichts. Rohfaser ist die Gerüstsubstanz der Pflanze, die für uns Menschen unverdaulich sind. Im Gegensatz zu uns, zieht das Pferd aus diesen unverdaulichen Stoffen, seine Energie.
Zur Rohfaser zählen z.B. Cellulose, Hemicellulose, Pektin und Lignin. Das Pferd ist dazu in der Lage, diese Stoffe im Dickdarm mit Hilfe seiner Bakterienverdauung zu verwerten. Diese Bakterienverdauung macht den Verdauungstrakt des Pferdes aber auch so anfällig.
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Bevor ich aber richtig loslege noch ein kleiner Hinweis:
Wenn ich ganz allgemein formulierte Beispiele wie: „ein Pferd benötigt…..“ bringe, gehe ich vom 600 kg Pferd aus, wie es überall üblich ist. Abweichungen je nach Rasse oder Pferdetyp sind natürlich immer zu berücksichtigen.
So nun weißt du Bescheid – Los geht’s!
Pferde haben Rohfaserbedarf der gedeckt werden muss
Ein Pferd hat einen Rohfaserbedarf von etwa 2-3 kg am Tag.
Die Versorgung kann nur über geeignetes Raufutter sichergestellt werden. Ein Pferd, dass den ganzen Tag auf einer völlig abgefressenen Weide, ohne Zufütterung verbringt ist nicht nur den üblichen Gefahren wie zu viele Toxine und Fruktane ausgesetzt, sondern bekommt auch zu wenig Rohfaser!
Die Rohfaser ist wichtig für einen aktiven Darm und gute Darmgesundheit. Rohfasermangel macht die Verdauung träge.
Jüngeres, rohfaserarmes Gras und Heu oder auch hohe Kraftfuttermengen kombiniert mit zu wenig Heu, schaden der Darmflora und der Darmgesundheit.
In 1 kg Heu befinden sich etwa 200 – 300 g Rohfaser.
In einem Kilo Stroh sind es etwa 450 g.
In kurzem frisch wachsendem Gras sind es gerade mal 30 – 40 g Rohfaser.
Ein Pferd muss also 60 kg Gras oder 12 kg Heu fressen, um seinen Rohfaserbedarf zu decken.
Dieses Beispiel ist ausgehend von idealem Gras oder Heu und einem 600 kg Pferd.
Bei Gras und Heu ohne oder mit nur wenig Struktur wird es schwierig bis unmöglich das Pferd ausreichend mit Rohfaser zu versorgen.
Wir müssen bei der Fütterung also dringend darauf achten, dass wir die Haltung so managen, dass auch die Fütterung mit Grundfutter ausgewogen ist und das Pferd alles erhält was es benötigt.
Hier wird einmal mehr deutlich wie eng Fütterung, Haltung und Bewegung zusammenhängen und nicht trennbar sind für eine ganzheitliche Gesunderhaltung des Pferdes.
Welches Heu ist geeignet?
Am geeignetsten ist Heu mit einer Halmlänge ab 30 cm.
Dann ist reichlich Rohfaser vorhanden und gut geeignet für Pferde.
Über ausreichend Heu erhalten Pferde viel Kalium, was für den Säure-Basen-Haushalt zuständig ist. Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt ist wichtige Voraussetzung für einen gesunden Stoffwechsel. Es hat Einfluss auf den gesamten Organismus.
Gutes Heu enthält außerdem ausreichend Kalzium und der Bedarf ist über Heu und Gras in der Regel ausreichend gedeckt.
Frisches noch sehr junges Gras dagegen enthält noch sehr wenig Mineralstoffe. Deshalb ist es z.b. auch mineralstofftechnisch problematisch, wenn Pferde z.b. im April schon auf die Weide geschickt werden. Sie nehmen dabei nur jede Menge Energie, Zucker und Protein auf, aber kaum Mineralien geschweige denn Rohfaser.
Wann sollte Heu gemäht sein?
Der idealste Schnittzeitpunkt für Pferdeheu ist Anfang bis Mitte Juni, wenn die Gräser bereits am Verblühen sind. Zu diesem Zeitpunkt enthält das Gras ausreichend Rohfaser und nicht mehr so viel Eiweiß. Die Samen sind noch vorhanden und eine natürliche Fettquelle. Heu, das früher geschnitten wird enthält zu wenig Rohfaser und noch zu viel Eiweiß.
Für Allergiker können die Blütenpollen allerdings ein Problem darstellen.
Umso später das Heu geerntet wird, umso weniger Mineralien und Spurenelemente sind darin enthalten. Auch die natürlichen Fette werden weniger, weil die Samen nicht mehr im Heu sind sondern schon vor dem Mähen abgeworfen wurden.
4- 6 Wochen nach der Blüte steigen außerdem der Pilz- und Bakteriengehalt deutlich an. Umso überständiger das Gras wird umso höher wird auch die Gefahr von Verpilzung, Keimen und Toxinen, die sich durch Verrottung vom Boden her entwickeln.
Das spätgeschnittene Heu, dass vom Rohfasergehalt zwar als besonders geeignet für Pferde gilt, versorgt es in der Regel nicht ausreichend mit Spurenelementen. Eine angepasste Mineralstoffergänzung ist unbedingt nötig.
Den Schnittzeitpunkt deines Heus zu kennen verrät dir auch ohne Heuanalyse schon viel über seine mögliche Zusammensetzung und was darin enthalten ist oder vielleicht auch eher nicht.
Wie sieht gutes Heu aus?
Farbe:
Gutes Heu ist olivgrün bis hellgrün. Es sollten auch Blätter darin erkennbar sein. Umso blattreicher das Heu ist umso mehr Nährstoffe sind vermutlich darin enthalten. Ist das Heu ausgeblichen oder braun und oder hat wenig Blätter, ist der Nährstoffanteil dagegen eher geringer.
Struktur:
Die Halmlänge hat idealerweise ca. 30 cm. Sind noch Blätter und Blütenknospen vorhanden oder besteht es nur aus harten Stängeln? Fühlt es sich drahtig, holzig an? Oder eher weich. Umso weicher die Struktur umso ungeeigneter fürs Pferd.
Geruch:
Das Heu sollte aromatisch und wohlriechend sein, wenn wir die Nase reinhalten. Geruchloses Heu ist meist nicht schädlich wenn auch weniger erwünscht. Auf keinen Fall aber sollte das Heu muffig sein, oder gar brandig oder faulig riechen.
Es kitzelt dich beim Riechen in der Nase? Dies deutet auf Schimmelbildung hin, die mit dem Auge noch gar nicht sichtbar sein muss.
Verspürst du beim Riechen sogar ein Stechen in der Stirnhöhle? Dann ist die Schimmelbelastung bereits fortgeschritten. So ein Heu darf nicht verfüttert werden und ist absolut gesundheitsschädlich.
Dreck:
Achte auch auf Verunreinigungen. Erde, Wurzeln, Steine, Sand oder Mistreste. Umso mehr sich davon im Heu befindet, umso tiefer wurde vermutlich auch geschnitten und das fördert Verkeimung und Verpilzung.
Ernte, Trocknung und Lagerung:
Auch das tollste Heu verdirbt, wenn es falsch gelagert wird.
Ganz oft entstehen die Probleme erst hier. Gutes Heu sollte eine Restfeuchte unter 15 % haben. Je nach Pflanzenarten, die im Heu enthalten sind, kann die Trocknungszeit unterschiedlich sein. Enthält das Heu auch kräftigere Pflanzen die länger zum Austrocknen benötigen, ist eine trockene Einlagerung und Belüftung umso wichtiger.
Auch wie stark und fest ein Heuballen gepresst wird, hat enormen Einfluss auf die Qualität des Heus. Umso mehr Druck umso weniger gut belüftet ist das Heu und umso länger dauert die Schwitzphase. Für Schimmel und Keime ein toller Nährboden. Ich habe selbst schon miterlebt wie die Ernte eines ganzen Jahres trotz bestem Erntewetter, aber wegen zu fester Pressung und ungünstiger Lagerung völlig verdorben wurde. Das passiert leider öfter als man denkt.
Nach der Ernte muss das Heu 6- 8 Wochen ablagern.
Durch die Restfeuchte nach der Einfuhr beginnt eine Fermentationsphase und das Heu erwärmt sich. Erst wenn es ausgeschwitzt hat ist es bereit zur Verfütterung!
Auch wenn das Heu zu feucht gelagert wird, vermehren sich Keime und Pilze enorm. Leider ist Heu häufiger kontaminiert als uns lieb ist.
Ungeeignetes und kontaminiertes Heu ist eine enorme Belastung für Leber, Niere und Lunge des Pferdes. Koliken, Atemwegsprobleme und Kotwasser sind sehr häufig darauf zurück zu führen. In solchen Fällen hilft es dann auch nichts zu irgendwelchen Mittelchen und Pülverchen gegen Kotwasser oder sonstige Probleme zu greifen.
Die Ursache gehört abgestellt!
Ad libitum oder portionieren?
Eine Ad Libitum Fütterung ist nicht zwangsläufig besser als mehrere Portionen am Tag zu füttern. Grade im Bezug darauf, dass selbst gutes Heu häufig auch nicht völlig unbelastet ist, kann ad Libitum Fütterung sogar ein größeres Problem darstellen als Portionsfütterung mit Fresspausen. Die Pferde sind jedenfalls keineswegs gesünder geworden seid der Trend immer mehr zu Heu 24/7 Fütterung geht. Die Wohlstandskrankheiten werden eher mehr, denn weniger.
Pferde die frei wählen können wie viel sie fressen verputzen oft mit Leichtigkeit das Doppelte ihres grundsätzlichen Tagesbedarfs. Das heißt aber auch, sie fressen dadurch die doppelte Belastung an Keimen, Pilzen und Toxinen mit, wenn das Heu nicht wirklich von allerbester Qualität ist.
Die Belastung für Leber, Niere und Darm steigt dadurch enorm an.
Auch Schadkeime im Heu können Magengeschwüre auslösen! Genau das, was Ad Libitum Fütterer ja eigentlich durch Vermeidung von Fresspausen unbedingt verhindern wollen!
Nimm den Mittelweg
Ich poche wieder und wieder darauf:
Lerne den Bedarf deines Pferdes kennen und füttere es individuell und vor allem bedarfsgerecht!
Dies ist die beste Gesundheitsvorsorge.
Ein 500 kg Pferd ist nicht gleich ein 500 kg Pferd
Heu macht das Pferd nicht dick?
Doch!
Wenn die Menge an Heu den Energiebedarf des Pferdes deutlich übersteigt, macht natürlich auch Heu das Pferd dick.
Die 1 -1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht Regel, ist tatsächlich noch immer ein guter Richtwert bei unserem Heu das in der Regel 7-8 MJ Energie pro 1 kg enthält. Dies führt zu einem recht passenden Mittelweg.
Was aber dabei berücksichtigt werden muss:
Ein 500 kg Pferd ist nicht gleich ein 500 kg Pferd.
Beispiel:
Wir haben einen Tinker mit 500 kg und ein Vollblut mit 500 kg Körpergewicht.
Während der sehr leichtfuttrige Tinker vielleicht bereits mit 1 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht vom Energiegehalt ausreichend versorgt ist, ist das schwerfuttrige Vollblut mit 1,5 kg pro 100 kg sogar noch unterversorgt und müsste eher mehr bekommen.
Das Vollblut hat grundsätzlich einen viel höheren Energiebedarf als ein Warmblut. Und ein Kaltblüter oder Pony hat einen noch geringeren Bedarf als das Warmblut.
Diese Regel funktioniert also nur bedingt, ist aber zumindest ein Richtwert und vor allem die leichtfuttrigen Ponys werden dadurch nicht gnadenlos überfüttert, wenn man sich danach richtet. Diese Regel ist aber nicht für alle Pferde zu pauschalisieren, wie du anhand meines Beispiels siehst.
Fazit:
Heu ist das wichtigste Grundfutter deines Pferdes.
Die Qualität sollte so gut wie nur möglich sein.
Der Bedarf des Pferdes sollte so weit wie möglich mit gutem Raufutter bedarfsgerecht gedeckt werden und nur mit fehlenden Spurenelementen über Mineralfutter ergänzt werden.
Dies ist die geeignetste Basis dafür, dass dein Pferd lange gesund und vital bleibt!
Bis zum nächsten Mal
Deine Janet
2 Comments
Hallo erstmal wirklich tolle Seite, auf der ich über den Bericht über die Pferdeflüsterei aufmerksam wurde.
Ich bin kein 24 Stunden Heuverfechter obwohl ich mein Pferd eine Zeitlang so gehalten habe und er es gut vertragen hatte, ich denke fresspausen sind ok, aber die Länge ist entscheidend meine ich, sie Schreiben hier nichts zu der Länge der Fresspausen leider. Es gibt leider noch genug Pferdehalter die lange fresspausen normal finden 🙈. Ich würde hier gerne wissen ob sie auch für die 4 Stunden plädieren oder auch ob es länger sein kann und was das längst vertretbare wäre, und was ist mit gutem Futterstroh zur Überbrückung.
Hallo,
tatsächlich ist auch das mit den Fresspausen recht individuell zu betrachten. Drehen Pferde aber bereits nach 2-3 Stunden regelrecht durch vor lauter Gier, dann sollte eher nach der wahren Ursache geforscht werden (Unterversorgungen können dies begünstigen) und nicht einfach nur mehr Heu hingestellt werden. 4 Stunden sind ein gutes Maß; meine haben aber auch mit 6 Stunden kein offensichtliches Problem. Woran erkennt man das? Gute Pferdehaltung hört man nicht. Da wird sich nicht gekloppt, gescharrt oder irgendwelche Stallwände angefressen. Die Pferde wirken zufrieden und machen keine Anzeichen ein Problem zu haben.
Auch viel zu viel Raufutter kann z.B. Magengeschwüre auslösen. Raufutter ad Libitum ist grundsätzlich gut; das heißt aber nicht, dass es 24 Stunden Heu geben muss und dies klappt ganz oft auch nicht auf gesunderhaltende Weise. Grade wenn man auch Stroh und Äste zusätzlich anbietet, finden die Pferde ja doch immer noch was zum Knabbern und der Fütterungsstress wird auch für den Menschen deutlich weniger. Wenn die Pferde es nämlich dann nicht annehmen entscheiden sie sich ja selbst für die Pause. Häufig erzählen mir Kunden, sie haben gutes Stroh, aber die Pferde rühren es kaum an. In der Regel liegt das daran, dass reichlich Heu zur Verfügung steht und die Pferde dieses nun mal auch gerne bevorzugen. Immer wieder stelle ich fest, dass das Strohangebot in Heupausen gar nicht genutzt wird von den Pferden und sie lieber auf die nächste Heuration warten. Würde man ihnen aber mehr Heu zur Verfügung stellen, würden sie womöglich viel mehr fressen weil es einfach schmeckt! Und das ist ja eins der größten Probleme unserer Pferde. Sie fressen viel zu viel über ihren Bedarf hinaus. Nicht umsonst sind inzwischen über 60 % der Pferde übergewichtig.
Ein gesundes Mittelmaß muss gefunden werden und Mischrationen die so wenig Pause wie möglich erzeugen sind natürlich immer zu bevorzugen. Zusätzlich eine ordentliche Nährstoffversorgung und das Thema Fresspausen ist sehr häufig gar kein so brisantes Thema mehr. Stress ist und bleibt der Auslöser Nr. 1 für Magengeschwüre. Hier sehe ich aber viel häufiger Stress in Herdenhaltung als grundsätzliches Problem und nicht die Fresspausen. Dies aber ist ein anderes Thema. Wie viel Pause fürs jeweilige Pferd aber in Ordnung geht und was nicht muss individuell analysiert und herausgefunden werden.
Viele Grüße
Janet