Fallbeispiele aus der Praxis
20.01.2023Heuanalyse
17.05.2023in Bezug auf die Fütterung – sinnvoll?
jein, nur wenn es richtig gemessen ist. Es ist nicht immer und zu jeder Zeit das erste Mittel der Wahl. Oft wird nach Anzeichen einer Krankheit versucht zu messen – es wird aber seltener versucht den Gesundheitszustand messbar zu machen. Wird keine spezifische Krankheit gefunden lautet die Interpretation „gesund“ – selbst wenn Symptome vorliegen. Nichts ist so schwierig zu filtern/herauszufinden wie ein subklinischer Mangel. Eine Rationsbilanz kann das schon eher. Denn täglicher Bedarf will gedeckt werden.
Wird er es nicht wird es früher oder später wahrscheinlich zu Problemen kommen. Decken wir durch Rationsbilanz ein Nährstoffdefizit auf und füllen dieses mit einem passenden Supplement, wird sich zeigen ob es hilft.
Ein Blutbild wird von Referenzbereichen bestimmt – nicht von Optimalbereichen! Ein Referenzwert ist nicht automatisch ein „idealer“ Wert und sagt nur bedingt etwas über die tatsächliche Gesundheit aus. 95 % liegen innerhalb des Referenzbereiches. Je 2,5 % drunter oder darüber sind eine Standartabweichung und müssen auch noch keine große Bedeutung haben. Der Referenzbereich ist ein statischer Wert – eine Normalverteilung. Die Normalverteilung ist nur ein Mittelwert, um Daten und Beobachtungen darzustellen. Die Referenzbereiche eines Blutbildes sind also nicht automatisch „idealer“ Wert.
Es bedeutet, dass 95 % der untersuchten Patienten in diesen Referenzbereich fallen. Sie unterscheiden sich von Labor zu Labor etwas. Was in dem einen Labor als Mangel gedeutet werden könnte – ist in einem anderen Labor gar keiner. Eine korrekte und sinnvolle Einordnung der Blutwerte hängt vom Beurteilenden ab.
Wir behandeln nicht das Blutbild! bzw. wir füttern nicht das Blutbild. Wir füttern/behandeln ein Pferd!
Ein Blutbild kann Hinweise geben, in Bezug auf die Nährstoffversorgung – ohne Rationsbilanz aber eher nicht.
Selbst die Ergebnisse aus ein und derselben Blutprobe würden sich bei mehrfacher Messung durchaus unterscheiden. Etwas, was bei Heuanalysen immer wieder kritisiert wird, beim Blut aber nicht? Solche Messungen geben immer nur TENDENZEN wieder. Nicht mehr und nicht weniger. Um mehr geht es uns auch nicht. Wir dürfen alle ein wenig weggehen von diesem sehr absoluten Denken.
Die Referenzbereiche im Blutbild verändern sich immer wieder dynamisch. Referenzbereiche sind also nicht immer verlässliche Aussage darüber, ob man krank oder gesund ist. Es gibt Pferde, die super aussehen und „schlechte“ Blutwerte haben. Und andere die richtig ungesund aussehen, eindeutige Symptome zeigen und „top“ Blutwerte haben. Besonders subklinischer Mangel lässt sich häufig sehr schwer feststellen.
Was können wir also überhaupt tun, um unser Pferd möglichst gesund zu erhalten?
Die täglichen Bedarfswerte decken! Umso genauer du weißt, was über deine Futterration täglich ins Pferd gelangt, umso sicherer kannst du sein, dass es ihm an nichts fehlen wird.
Für eine bestmögliche Gesundheitsvorsorge!
Wir sollten wegkommen von der Vorstellung „für jede Krankheit gibt es eine Pille“. Schulmediziner praktizieren häufig so – der Patient will es sehr oft aber auch nicht anders! Das muss man schon auch fairerweise mal sagen! Ob bei uns selbst oder bei unseren Tieren ist dabei doch völlig egal.
In einem akuten Krankheitsfall ist es auch gut so, dass die Schulmedizin so praktiziert! Zum Glück haben wir sie! Für die ganzen Symptomatiken dazwischen ohne feststellbare Diagnose – bleibt aber nur die Eigenverantwortung und das Streben für bestmögliche Gesunderhaltung. Und da spielt die Ernährung und vor allem die maßvolle und ausgewogene Nährstoffversorgung eine entscheidende Rolle.
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Immer häufiger haben wir es neben zu kalorienreicher und zuckerreicher Ernährung auch gleichzeitig mit enorme Nährstoffdefiziten zu tun. Kein Heu ist mehr wie das andere. Die Wetterlage und damit auch die Nährstoffgehalte, die überhaupt noch in Heu enthalten sein können, unterscheiden sich regional immer massiver. Die Durchschnittswerte zeigen sich ähnlich. Die Spanne aus denen sich dieser Durchschnitt errechnet wird aber immer größer.
Die Pferde werden tendenziell zu dick und haben an einigen Stellen trotzdem massive Nährstoffmängel die allerlei Krankheiten begünstigen. Auf der anderen Seite haben wir eine riesige Futtermittelindustrie und ein Lager an Leuten die einfach nur auf Basis eines zu niedrigen Blutwertes in der Momentaufnahme – haarsträubende Überdosen an Nährstoffpräparaten ins Pferd schaufeln.
Beides darf nicht sein!
Die aktuell ungesunden Tendenzen im Grundfutter unserer Pferde begünstigen Wohlstandskrankheiten gerade zu. Sowohl die Überversorgungen – als auch die Unterversorgungen. Übergewicht und daraus resultierende Leber- und Darmfloraprobleme sind fast schon an der Tagesordnung. Da wird zu Hauf Geld ausgegeben für Blutbilder, Kotanalysen und allerlei weitere Untersuchungen gemacht – aber sehr oft hat dann immer noch niemand mal bilanziert, was da eigentlich wirklich jeden Tag an Nährstoffen ins Pferd gelangt. Bzw. was eben schon längere Zeit nicht mehr ins Pferd gelangt.
Vor ein, zwei oder sogar mal drei Heuanalysen (je nach individueller Situation) werden dann häufig die Kosten gescheut. Für die prophylaktische Gesunderhaltung ist es aber der beste Weg – zu wissen, was in deinem Grundfutter ist und was wirklich bedarfsgerecht und maßvoll ergänzt werden sollte. DAS ist das Mittel der Wahl für bestmögliche Gesundheitsprophylaxe. Das ist aber ein eigenverantwortlicher und in der Regel der etwas anstrengendere Weg. Er lohnt sich aber!
Ein Blutbild kann helfen den Gesundheitszustand in der Gesamtheit etwas besser einzuschätzen. Es kann auch in Zusammenhang mit der Rationsbilanz kleine Bestätigungen und Hinweise liefern, was in der bis dahin praktizierten Fütterung ggf. gut oder nicht so gut läuft. Jede Analyse kann ein Puzzleteilchen sein, dass im Großen Ganzen dann ein Bild klarer erscheinen lässt. Für die bestmögliche Fütterung ist die Rationsbilanz mit Heuanalyse aber immer noch die entscheidende Maßnahme.
Denn nicht nur wir sind, was wir essen. Auch dein Pferd ist, was es frisst!
Blutwerte sind immer nur eine Momentaufnahme.
So ein Moment unterliegt aber gewissen Abweichungen – er variiert je nach Situation. Für Auswertbarkeit und Vergleichbarkeit sollten also gewisse Bedingungen berücksichtigt werden. Blut mal eben zwischen Tür und Angel genommen, weil der Tierarzt eh grad da ist, könnte ggf. kontraproduktiv sein. Bei Notfällen spielt das natürlich weniger eine Rolle. Da geht es ja grade um den akuten Fall!
Für das Blutbild zur Gesundheitsprophylaxe ohne akute Problematik, spielt es aber durchaus eine Rolle. Für vergleichbare Werte sollte wenn möglich immer ein ähnlicher Abnahmerahmen gewählt werden. Hier können z.B. Tageszeit, wieviel Futter grade aufgenommen wurde (mit Heu vollgefressen oder Fresspause? Sehr zuckerhaltiges Heu oder nicht), wieviel Bewegung/ Aktivität in der Herde oder Medikamente durchaus eine Rolle spielen. Pferde müssen in der Regel nicht komplett nüchtern sein (Heu darf gefressen werden), Kraftfutter und Mineralfutter sollte bis 5 Stunden vor der Blutabnahme allerdings nicht gefüttert werden. Es gibt ja einige Werte, die nahrungsbedingt stark schwanken können – deshalb aber nicht gleich krankhaft sein müssen. Die Bedingungen sollten für Vergleichbarkeit also immer möglichst gleich sein.
Ob man Mineralfutter vorher absetzen sollte oder nicht- da scheiden sich immer noch die Meinungen. Die Wissenschaft ist sich da aber auch im Humanbereich noch nicht sicher. Wichtiger ist also für bestmögliche Vergleichbarkeit – es immer gleich zu machen!
Wenn dein Pferd aber nicht wirklich akut krank ist – würde ich dir eher dazu raten das Geld für Blutbilder zu sparen und lieber in eine Heuanalyse zu investieren und die Ration zu bilanzieren!