Den Stoffwechsel des Pferdes verstehen!
24.04.2019Fütterst du dein Pferd richtig?
17.05.2019Was du über Toxine auf der Weide wissen musst!
Verstärkt fiel mir auf, dass in den sozialen Netzwerken gerade das Thema Weidemyopatie aktuell ist. Im Rahmen meiner Ausbildung zur Pferdeernährungsberaterin war dies natürlich auch ein Thema.
Viele deren Pferde nicht ganzjährig auf die Weide gehen haben die Weidesaison bereits schon wieder gestartet. Mir stehen da oftmals ein wenig die Haare zu Berge wenn ich das sehe, vor allem dann, wenn auf den Weiden eigentlich noch gar nichts drauf ist.
Wer mich schon ein bisschen kennt, weiß dass ich zur Fraktion gehöre, die erst sehr spät die Weide eröffnet. Vor Mitte Mai, kommt es bei mir überhaupt nicht in Frage. In einem Jahr wie diesen, wo das Gras nur sehr langsam wächst wird es eher Juni werden, bis die Ponys aufs Gras dürfen. Und dann auch nur stundenweise!
Was das nun mit dem Thema Weidemyopathie zu tun hat, wirst du gleich erfahren.
Leider kann zu diesem Thema immer noch nur sehr viel vermutet werden. Genau erforscht ist es noch nicht. Ich finde aber es gibt bereits genügend Beobachtungen um die Gefahr für sich selbst so klein wie möglich zu halten und so gut es geht vorzubeugen, damit deinem Pferd das nicht passiert.
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Was ist Weidemyophatie überhaupt?
Sie wird auch Atypische Weidemyopathie bezeichnet oder als plötzlicher Weidetod. Es ist eine Muskelerkrankung, die sehr schnell voranschreitet und sehr oft tödlich endet.
Das Tückische: Wenn man die Symptome eindeutig sieht ist es oft schon zu spät! Selten ist das Pferd dann noch zu retten.
Die Weidemyopathie ist die Folge einer schleichenden Vergiftung. Auslöser sind die Samen des Bergahorns und seine Keimlinge. Durch das Gift des Ahorns kommt es zu einer Hemmung der Enzyme des Fettstoffwechsels wodurch die Energieversorgung der Muskeln einschließlich der Herz- und Atemmuskulatur zusammenbricht.
Symptome der Weidemyopathie
Die Beschreibung einiger Symptome erinnern mich an die eines Kreuzverschlages. Anders als zum Beispiel beim Kreuzverschlag tritt die Weidemyopathie aber auch ohne vorherige Belastung auf. Insgesamt verlaufen die Symptome von Fall zu Fall aber sehr unterschiedlich.
Symptome können sein:
- Dunkler roter bis schwarzer Urin
- Steifer Gang
- Feste, verhärtete Muskeln
- Erhöhte Herz- und Atemfrequenz
- Eingeschränkte Kau- und Schluckmuskulatur
- kolikartige Symptome
Die registrierten Fälle haben oft keine wiederkehrenden Anzeichen gezeigt. Bei jedem Pferd kann es irgendwie anders aussehen.
Alle registrierten Todesfälle hatten aber in der Haltung mehrere Gemeinsamkeiten:
- In der Nähe der Weiden gab es Berg Ahorn.
- Es gab plötzliche Wetterwechsel wie Kälteeinbruch oder Nachtfrost.
- Die Weiden waren überweidet und ungepflegt.
- Häufig war es auch sehr nass und/ oder die Weiden nicht gedüngt.
- Das Futterangebot nebenher war oft zu wenig bis gar nicht vorhanden.
Normalerweise fressen die Pferde die Samen des Berg-Ahorns nicht. Hungrige Pferde sind aber weniger wählerisch was sie fressen. Ist der Energiehaushalt des Pferdes zu den Fellwechselzeiten zudem gerade sehr beansprucht, ist das Pferd anfälliger zu erkranken. Ungenügende Zufütterung von Heu und mangelnde Nährstoffversorgung schwächen das Immunsystem, was die Erkrankung begünstigt. Das zeigt aber auch warum nicht jedes Pferd daran erkranken muss.
Eine Sache, die allerdings noch nicht klar ist, ob das Pferd wirklich den Samen fressen muss, um sich zu vergiften, oder ob sich die Gifte durch Feuchtigkeit auch in den Boden ziehen in der Nähe der Samen und so im umliegenden Gras angereichert ist.
Besonders die feuchten, frostigen Übergangszeiten im Frühjahr und im Herbst sind gefährlich. Zu diesen Zeiten tritt die Problematik verstärkt auf. Und wenn die Toxine wirklich auch ins angrenzende Gras übergehen, ist es auch sicher noch gefährlicher und unberechenbarer als wenn nur der Keimling selbst die Vergiftung hervorruft.
Ein Ahorn Baum neben der Weide – da ist noch nie was passiert?
Erst heute habe ich von einem Fall gelesen wo zwei Pferde an Weidemyopathie gestorben sind, die bereits 19 Jahre auf dieser Weide ohne Probleme gehalten wurden.
Und ja es gibt einen Bergahorn in der Nähe. Wie konnte es also sein, dass 19 Jahre lang nichts passierte?
Bei Recherchen stieß ich auf die Information, dass der Bergahorn erst im Alter von 25 – 40 Jahren blühfähig ist. Somit kann es also sein, dass viele Weiden seit X-Jahren einen Bergahorn in der Nähe haben und es ist überhaupt kein Problem, weil es keine Samen und Keimlinge gibt. Und in irgendeinem Jahr, ist es dann soweit und der Ahorn wirft seine Samen und man merkt es vielleicht nicht – war ja schließlich nie ein Thema. Zudem dürften diese Pferde ja inzwischen ein gewisses Alter erreicht haben und vielleicht war auch aufgrund vom Alter das Immunsystem geschwächter.
Es gibt also sicher einige Faktoren, die da leider einfach ungünstig zusammentrafen. Deshalb ist die Beste Vorbeugung immer: gut über solche Themen bescheid zu wissen und die Gesundheit der Pferde bestmöglich zu erhalten!
Wenn du also einen Ahorn in der Nähe hast – ist Vorsicht geboten aber nicht unbedingt gleich Panik!
Ich möchte das Thema aber nun noch etwas weiter ausbreiten und nicht nur auf den Ahorn beziehen. Denn bei meinen Recherchen und bei meiner Ausbildung wurde ich noch auf weitere Dinge in diesem Zusammenhang gebracht.
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Überweidung und Endophyten
Überall wird vom Ahorn gesprochen, wenn von Weidemyopathie die Rede ist.
Worauf weniger eingegangen wird ist die Überweidung von Weideflächen und der daraus entstehenden Problematik der Endophyten!
Denn diesen Punkt haben wirklich alle registrierten Todesfälle gemeinsam!
Überweidete Weiden.
In diesem Zusammenhang liest man oft: überweidete Weide erzeugt hungrige Pferde und hungrige Pferde neigen dazu auch giftiges zu fressen. In diesem Fall eben die Ahornsamen.
Das ist aber nur die Hälfte des Problems!
Denn eine überweidete Weide birgt auch an sich große Gefahren.
Auch Endophyten führen zu Myopathie!
Alle Forschungen zu dem Thema belaufen sich auf die oben beschriebenen Gemeinsamkeiten. Nur eine Quelle habe ich gefunden die auch noch das deutsche Weidelgras erwähnt. Denn diese Grasart war ebenso bei vielen registrierten Fällen vertreten. Und mir erscheint das nur logisch, denn Weidelgras als das robusteste Gras hat sich in unserer Landwirtschaft und auch durch die Milchindustrie weit verbreitet.
Auch das Weidelgras kann toxisch wirken aufgrund von Endophyten. Sie bilden sich, wenn das Gras gestresst wird. Umso gestresster das Gras durch übermäßiges beweiden ist, umso mehr Endophyten wird es bilden um sich vor dem Fressfeind, in diesem Fall das Pferd, zu schützen.
Zur Weide aber später noch mehr.
Was sind Endophyten?
Endophyten sind Pilze, die in einer Pflanze leben. Die beiden bilden praktisch eine Gemeinschaft und profitieren voneinander.
Der Pilz ernährt sich von dem Speicherzucker der Pflanze, die Pflanze profitiert davon, dass der Pilz Fressfeinde abwehrt. Besonders Weidelgras als sehr zuckerreiches Gras ist davon betroffen.
Umso öfter die Pferde also von der Pflanze abbeißen umso stärker werden die Endophyten, um die Pflanze zu schützen. Umso mehr das Gras also gestresst wird, umso giftiger kann es dadurch für unsere Pferde werden.
Toxine von Endophyten führen zu neurologischen Symptomen. Auch das Auslösen einer Hufrehe wird nicht nur durch viel Fruktan begünstigt, sondern auch mit der Aufnahme von endophytischen Pilzen in Erwägung gezogen.
Fazit für mich ist:
Überweidete Weiden sind brandgefährlich in vielerlei Hinsicht. Und eine bedarfsgerechte Fütterung und optimale Gesunderhaltung des Pferdes und seines Stoffwechsels, ist die beste Vorsorge, um nicht Opfer einer dieser schrecklichen Erkrankungen zu werden!
Weidemyopathie, Graskrankheit (Equine grass sickness), Speichelkrankheit (Slobber Disease), Hufrehe, Allergien, Darm- und Stoffwechelprobleme durch Toxine sind oftmals noch sehr unerforscht. Ich war selbst überrascht was bei der Recherche in diesem Zusammenhang alles auftauchte. Man könnte noch in so viele Richtungen weiter gehen.
Einiges davon, habe ich selbst noch nie gehört. Und viele Symptome sind 1 : 1 die gleichen, was eine richtige Diagnose und Behandlung unheimlich schwer macht.
Ich erkenne aber bei allen, uneingeschränkt folgende Gemeinsamkeit:
Überweidete Weiden, sind eine Gefahr!
Denn egal nach welcher der oben genannten Probleme man recherchiert, alle sind noch sehr unerforscht, haben aber die selben Symptome und Gemeinsamkeiten in den Ursachen.
Was also tun um dem Ganzen so gut es geht vorzubeugen?
Mit diesen 3 Punkten vermeidest du bestmöglich, dass dein Pferd durch Toxine erkrankt:
-
Nicht zu lange auf die Weide
Pferde besonders im Frühjahr und im Herbst nicht für längere Zeit auf eine überweidete Weide lassen! Wächst Bergahorn in der Nähe würde ich sie zu diesen kritischen Zeiten am besten gar nicht dort drauf lassen. Bei den meisten registrierten Todesfällen von Weidemyopathie lagen die Weidezeiten bei weit mehr als ein paar Stunden.
-
Gute Weidepflege
Fachgerechtes Weidemanagement ist die beste Vorsorge! Und bei einem vernünftigen Weidemanagement hat man keine überweideten Flächen. Gute Weidepflege bedeutet korrekt bewirtschaftet, ausreichend gedüngt und kein zu starker Verbiss. Vor allem bei zu vielen Pferden auf zu kleinen Flächen ist Vorsicht geboten!
Pferde sind absolute Weidenkiller. Sie Verbeißen vor allem gut schmeckende Pflanzen immer und immer wieder bis sie von anderen stärkeren Pflanzen verdrängt werden. Zudem verdichten Pferde die Böden stark. All dies gilt es zu vermeiden.
-
Gesunderhaltende, bedarfsgerechte Pferdefütterung
Ausreichend Futter anbieten und das Pferd bedarfsgerecht mit allen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgen die es benötigt! Klingt vielleicht komisch, ist aber wirklich so.
Viel zu viele Pferde werden 12- 24 Stunden auf völlig abgeweidete Wiesen gestellt, ohne groß zugefüttert zu werden. Pferde bekommen im Sommer kein Heu, weil sie stehen schließlich auf der Wiese. Die richtige Mineralfutterversorgung wird unterschätzt oder während der Weidesaison im Sommer sogar komplett ausgesetzt.
Die Futterration des Pferdes muss immer auf die Weidezeit und das Grasangebot angepasst werden. Man sollte Wissen, was im gefütterten Futter enthalten ist und welchen Bedarf das eigene Pferd hat. Pferde die längere Zeit auf einer abgeweideten Weide ausharren müssen, sind zwangsläufig unterversorgt und gefährdeter!
Bekommt der Stoffwechsel nicht ALLE Stoffe, die er benötigt, kann er nicht richtig arbeiten und das geht schließlich aufs Immunsystem.
Das Pferd ist geschwächt und anfälliger für Toxine.
Diese drei Punkte zeigen, dass wir keineswegs völlig machtlos zusehen müssen wie unsere Pferde plötzlich sterben! Wir können so gut es geht vorbeugen. Ist das nicht beruhigend?
Bleibt fit und gesund!
Bis nächste Woche
Du willst mehr und kostenlos über solche Themen lesen?
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Weidemyopathie
https://www.atm.de/blog/redaktionelles/atypische-weidemyopathie-bei-pferden-der-ploetzliche-tod
https://www.artgerecht-tier.de/pferde/d-neues-zur-atypischen-weidemyopathie-1908934832
https://de.wikipedia.org/wiki/Endophyt
https://vetline.de/diagnostik-equine-grass-sickness/150/3230/70096
https://de.wikipedia.org/wiki/Berg-Ahorn