Wie sich Eigenverantwortung positiv auf dein Leben auswirkt
13.12.2016Meine acht Fußoperationen! Hallux Valgus und Irrwege Teil 2
04.02.2017Mein Leben mit dem Hallux Valgus und medizinischen Irrwegen
Ich möchte diese Geschichte mit euch teilen, da solche „Schicksale“ am Besten zeigen, dass es immer darauf ankommt, wie man selbst mit solchen Dingen umgeht. Man kann sein Leben lang Opfer seiner Krankheit bleiben und mit Depressionen zu Hause sitzen und die Welt hassen. Sich hilflos fühlen, sich selbst bemitleiden und totunglücklich sein, ja sogar das ganze Leben als völlig sinnlos sehen. ODER ABER, wir können daran wachsen. Immer wieder aufstehen egal wieviele Steine das Leben uns in den Weg wirft. Wir haben in der Hand, ob wir uns von diesen Steinen auf unserem Weg aufhalten lassen, davor stehen bleiben oder ob wir sogar einen Umweg in Kauf nehmen, um dieses Hindernis zu bewältigen. Wir haben in der Hand ob wir uns wirklich von äußeren Umständen davon abhalten lassen möchten. Nur weil ein Arzt vielleicht nicht weiter weiß, heißt es nicht, dass es auf der Welt überhaupt niemanden gibt, der einem helfen kann. Ich musste sehr viele Umwege gehen, meine Situation war zwischendurch echt aussichtslos und ich fühlte mich absolut hilflos und gefangen in meinem Schicksal. Zudem kommt der ständige Druck von außen, denn die Gesellschaft hat ja so seine Meinung wie das Leben so zu verlaufen hat. Aber letzten Endes, hat es dann doch immer wieder eine Lösung gegeben und es wurde wieder ein Stückchen besser. Es ist vielleicht erstmal etwas anstrengender, aber es ist ganz bestimmt der bessere Weg NICHT aufzugeben.
Hätte ich aufgegeben, würde ich meine Erfahrung nun nicht in die Welt hinaustragen. Ich konnte mit dieser Geschichte, aber schon sehr vielen Menschen helfen. Ihr Schicksal, sah dagegen plötzlich gar nicht mehr ganz so schlimm aus. Ja es gab sogar Leute, die sich bei mir entschuldigt haben, dass sie so jammern wegen einer Kleinigkeit im Gegensatz zu dem, was ich da mitgemacht habe. Meine Geschichte, hat aber dazu beigetragen, dass der ein oder andere Mensch aufgewacht ist. Wieder aktiv geworden ist und nicht als Opfer irgendwo am Boden sitzen geblieben ist und auf ein Wunder gewartet hat. Diese Leute haben dadurch neuen Antrieb gewonnen. Und das ist nun überhaupt meine Motivation für das, was ich hier gerade tue. Dieser Blog, diese Internetseite und das pferdegestützte Coaching wird nun zu meiner Lebensaufgabe. Ich fange nun mit 32 an, mir meine eigene Sache aufzubauen. Ich möchte Menschen Mut machen, niemals aufzugeben und sich ihr Leben glücklich zu gestalten. Aufzeigen, dass dies möglich ist da es immer auch auf die eigene Einstellung ankommt. Wir müssen uns nicht vom Schicksal geschlagen geben. Wir müssen uns nicht von schlimmen Dingen für den Rest des Lebens aus der Bahn werfen lassen. Wir können von jeder Sache auch immer etwas lernen. Und an Problemen, so schlimm sie im ersten Moment sein mögen, wir können sie für unser Wachstum nutzen. Wir können dadurch stärker werden! Hätte ich diese Erfahrungen nicht gesammelt, so würde mein Leben gerade ganz anders verlaufen. Wenn ich zurückblicke bin ich sogar ein wenig dankbar dafür, dass ich das alles so erlebt habe, denn ich durfte schon früh erfahren was die wesentlichen Dinge im Leben sind. Was im Leben wirklich wichtig ist. Durch diese Erkenntnis bin ich viel zufriedener mit dem was ich habe. Wenn Leute nur wegen schlechtem Wetter rumjammern und nahezu deppressiv werden, kann ich nur den Kopf schütteln. Solche Menschen sind einfach nur unglücklich und legen ihren Fokus nur auf die schlechten Sachen im Leben. Ich wünsche diesen Leuten, dass sie irgendwann mal aufwachen und die wichtigen Dinge im Leben wahrnehmen. Unser eigener Fokus auf die Dinge ist nämlich der Schlüssel für ein zufriedenes, glückliches Leben. Das Glück fällt nicht einfach vom Himmel und lässt sich auch nicht durch irgendwelche materiellen Dinge erzeugen. Wir selbst können steuern ob wir uns den ganzen Tag mit negativem beschäftigen oder ob wir uns auf das Positive fokussieren und uns daran erfreuen. Aber wir müssen aufstehen und Handlungen durchführen! Wer nur sitzt und Wünsche hat, aber nicht ins handeln kommt, bei dem wird sich nichts verändern. Also gib nicht auf und finde deinen Weg!
Vorgeschichte in der Kindheit
Ich bin im Jahre 1985 geboren und habe bereits mein ganzes Leben lang mit Hallux Valgus zu tun. Ich habe einen Knick-, Senk-, Spreizfuß und aufgrund der langjährigen Fehlstellung Arthrose in den Großzehengrundgelenken.
Als ich 6 Jahre alt war, hatten sich plötzlich meine Füße auffällig verändert. Der Ballen trat hervor und die Großzehen wurden schief. Vorher war noch keinem aufgefallen, dass mit meinen Füßen etwas nicht stimmte. Schnell wurden die Zehen immer schiefer und von da ab ging die Odyssee los.
Meine Mutter suchte mit mir einen Orthopäden auf. Ich bekam mit etwa 7 Jahren meine ersten Einlagen. Sehr harte Plastikeinlagen die an den Zehen in Leder übergingen. Wie waren grausig zu tragen. Total unangenehm bis sehr schmerzhaft. Das war mit Sicherheit nicht das Wahre und ich weiß auch nicht, ob es Anfang der 90er schon was anderes gegeben hätte?
Ein weiteres Jahr später, mit etwa 8 Jahren, bekam ich zu den Einlagen auch noch Nachtschienen. Auch diese waren aus hartem Plastik, absolut unangenehm zu tragen. Nach der Hälfte der Nacht taten mir damit die Knochen weh. Zudem rieb ich mich ständig bis aufs Fleisch damit auf oder ich strampelte sie mir im Schlaf runter. Geholfen hat es nichts.
Ich hatte durch den Knickfuß schon immer einen sehr unstabilen Stand. Oft – wenn es mal ein wenig mehr zum toben kam (Kinder tun das ja nun mal) bin ich mit meinen Füßen umgeknickt. Das wurde fast schon zu einem monatlichen Ritual. Ständig saß ich dann mit dick geschwollenen Knöcheln da weil mir der Fuß beim Laufen mal wieder wegknickte. Der Arzt hatte immer mehr Sorge, dass meine Knöchel langsam ernsthafte Schäden zurückbehalten könnten, mal abgesehen davon, dass es immer tierisch weh tat und ich jedes Mal gut eine Woche lahm gelegt war dadurch.
Der erste OP Versuch im Alter von 10 Jahren
1995 im Alter von 10 Jahren, hat man mich das erste Mal unters Messer gelegt. Am Knochen hätte man noch nichts operieren können. Dabei wären die Wachstumsfugen geschlossen worden und mein Fuß wäre nicht mehr gewachsen. Es wurden damals beide Füße gleichzeitig operiert. Die Sehnen der Großzehen wurden ein wenig straffer gezogen um mir so ein klein wenig mehr Stabilität zurückzugeben und das ewige Umknicken zu verhindern.
Danach saß ich mit eingegipsten Füßen im Rollstuhl. Nach 4 Wochen waren die Muskeln soweit weg, dass ich das Laufen neu lernen musste. Da ging überhaupt nichts mehr. Krücken? Bekam ich keine. Man schnitt mich aus den Gipsen raus und stellte mich auf den Boden. Meine Beine knickten wie Gummi erst mal unter mir weg. Ich stolperte von Möbel zu Möbel, sonst hätte ich mich gar nicht auf den Beinen halten können. Im Nachhinein ist es für mich unbegreiflich wie ein Arzt einen einfach so entlassen kann. Es gab keinerlei Aufklärung darüber, dass es normal ist und an diesem Tag machte ich mir (als 10 Jährige sowieso nicht), keinerlei Gedanken darüber das es an den fehlenden Muskeln liegt das ich so schlecht laufen kann und vor allem was mich am nächsten Tag erwartet wenn ich zu viele Gehübungen auf einmal mache. Die kommenden drei Tagen waren die Hölle auf Erden, so einen Muskelkater hatte ich, glaub ich, nie wieder in meinem Leben!
Nach dieser OP konnte ich meine Kindheit etwas unbeschwerter leben. Die Ärzte sagten damals aber schon, dass man sobald ich ausgewachsen bin an den Knochen ran müsste. Wie ausgeprägt der Spreizfuß damals schon war, kann ich heute nicht mehr beurteilen. Ich war ja noch ziemlich klein. Wandertage und der Schulsport waren für mich aber oft eine Quälerei. Wirklich darüber nachgedacht bzw. einen Zusammenhang hat da keiner gesehen. Der ganze Schweregrad war da noch überhaupt niemandem bewusst.
Nach dieser OP trug ich weiterhin Einlagen. Immer noch bekam ich so grausige Teile aus Hartplastik. Auch die Schienen waren weiterhin eine Qual. Zwischen meinem 14. und 18. Lebensjahr trug ich sie unregelmäßiger. Mal ja und mal nein. Alles in allem war es in dieser Zeit aber relativ ruhig um meine Füße. Fast pünktlich nach meinem 18. Geburtstag kamen plötzlich die typischen Schmerzen die bei einem Hallux so auftreten. Ich hatte vor allem im rechten Ballen ständig starke Entzündungen drin. Nun stellte sich die Frage – nach doch inzwischen relativ langer Zeit- zu welchem Arzt? Ich ging wieder zu dem Orthopäden, der mich zur ersten Operation schickte. Er kannte meine Probleme schließlich von Anfang an. Dass es wichtig wäre einen Fußspezialisten aufzusuchen bzw. das es rein auf Füße spezialisierte Ärzte gibt, wusste ich damals noch nicht.
Das war Ende 2002 und ab da, beginnt das Drama erst!
Drama – erster Akt – das war wohl nichts
Der Orthopäde konnte inzwischen mit meinen Füßen nicht mehr viel anfangen und empfahl mir einen Chirurgen in einem Krankenhaus. Dieser sah meinen Fuß an und meinte auch gleich, das gehört operiert. Leider wusste ich zu dieser Zeit selbst noch nicht viel über Hallux Valgus und somit kam es dazu, dass dieser Arzt mich am rechten Fuß (dem damals schlimmeren) operierte.
Es wurde eine Exostosenabtragung vorgenommen und der Großzeh wurde wieder über die Sehnen etwas gerader gezogen. Mein Fuß war durch den Spreizfuß inzwischen schon sehr breit geworden, daran änderte sich durch diese OP-Methode auch nichts. Das Problem war damals keinesfalls behoben. Dies war nur ein Weichteileingriff und veränderte an der Knochenstellung überhaupt nichts. Diese OP war im Frühjahr 2003. Ich ertrug die Schmerzen nach der OP und brauchte (obwohl nur an den Weichteilen operiert) gut ein halbes Jahr bis ich wieder schmerzfrei auf den Füßen war und die Schwellungen endlich nachließen. Das die OP nicht viel gebracht hat und dass ich diesen Arzt keinesfalls meinen zweiten Fuß lassen werde, stellte ich bereits zwei Monate nach der OP fest. Auch gab er bei den Nachuntersuchungen auf meine Skepsis hin zu, dass diese Methode bei mir nicht das Richtige ist, da mein Hallux eigentlich viel zu schlimm sei. Ich fühlte mich wie ein Versuchskaninchen. Aber wenigstens war das mit den Entzündungen im Ballen erst mal deutlich besser. Trotzdem aber habe ich ein halbes Jahr verloren. Ich war in der Schule schlecht geworden und nun ging die Arztsuche wieder los.
In der Zwischenzeit, aufgrund der Probleme vor und nach der OP und obwohl ich eigentlich nie eine ganz schlechte Schülerin war, sackte ich in der Schule ziemlich ab. Im ersten Halbjahr der 10. Klasse war ich so wenig anwesend, dass mir viele Noten fehlten. Im Zeugnis standen nur Sternchen, weil nichts vorhanden war. Die Lehrer empfahlen mir auszusetzen und die 10. Klasse im neuen Jahr noch einmal von vorne zu starten. Nach fast einem Jahr Pause, der langen Genesungszeit des rechten Fußes und den Problemen des noch anstehenden linken Fußes schaffte ich den Einstieg aber nicht wieder und die Lehrer empfahlen mir diesen Weg abzubrechen, da ich ja auch nicht komplett ohne Abschluss dastehen würde. Den qualifizierenden Hauptschulabschluss hatte ich ja gemacht. Heute weiß ich das ich wohl damals auch psychisch aufgrund der Probleme mit den Füßen einfach nicht in der Lage war mich in der Schule durchzubeißen.
Gleich nachdem ich die Schule abbrach suchte ich mir aber eine Tätigkeit um wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen. Ich fand schnell einen Pferdestall indem ich aushelfen konnte. Rasch merkte ich, dass diese paar Stunden auf den Beinen zu sein, mir sogar sehr gut taten. Ich kam dadurch wieder richtig auf die Füße. Die OP am rechten Fuß hing mir bis dahin nämlich immer noch ganz schön nach. Die Arbeit mit den Pferden machte mir Spaß und gab mir den nötigen Antrieb auch aufzustehen wenn es gerade nicht so gut ging. Das hat mich wieder mehr mobilisiert. Im Laufe des Jahres stellte man mich sogar Vollzeit an. Ich war 9-10 Stunden täglich auf den Beinen und war selbst erstaunt wie gut die Füße das mitmachten. In diesem Jahr verdiente ich ganz gut und zog in eine eigene Wohnung.
Der Linke noch nicht operierte Fuß machte mir aber trotzdem hin und wieder Probleme und gegen Ende des Jahres 2004 war auch in diesem Ballen immer häufiger eine Entzündung drin. Es wurde auch hier höchste Zeit für eine OP.
Drama – zweiter Akt – es scheitert am Formular
Während der Zeit wo ich arbeitete hatte ich weiterhin aktiv mit meinen Füßen zu tun auch wenn es eine Weile ganz gut ging. Diesmal suchte ich nach einem Fußspezialisten. Von normalen Orthopäden (die für mich heute einfach nur Allgemeinärzte für Knochen sind) wollte ich ab jetzt die Finger lassen. Ich fand einen Spezialisten und wartete wochenlang auf einen Termin bei ihm; Fußspezialisten sind immer sehr frequentiert. Ende 2003 war es dann soweit und ich stellte ihm meinen Fuß vor. Er klang sehr vertrauensvoll und erklärte die OP Methode ganz genau; ich weiß heute nicht mehr welche genau es war, aber schon eine von den damals modernsten wie man da aktuell grade den Hallux opererierte. Wir machten für den linken Fuß einen OP Termin aus. 6 Monate Wartezeit. Solche Wartezeiten sind leider die Regel.
Im Juni/Juli 2004 sollte es soweit sein. Etwa 1,5 Wochen vorher setzte sich meine Mutter noch einmal mit der Krankenkasse in Verbindung und stellte mit Entsetzen fest, dass diese noch nicht von meiner OP bescheid wussten. Sie bestätigten, sie übernehmen die Kosten, das sei überhaupt kein Problem aber der Arzt hätte sich noch nicht gemeldet. Wir hakten bei dem Arzt nach, die Krankenkasse hakte auch nach. Bis einen Tag vor der OP war dieser Arzt nach mehrmaligen Aufforderungen nicht in der Lage an die Krankenkasse ein Formular zu faxen, dass diese die Kosten übernehmen können.
Meiner Mutter wurde das Ganze zu heiß und sie sagte die OP einen halben Tag vorher ab. Daraufhin wurde der Arzt plötzlich aktiv, dass wir doch keinen Fehler machen sollten, keiner sonst würde mir so helfen können wie er. Das war alles extrem komisch!!
Das halbe Jahr Wartezeit war ja aber nun verloren und die Suche begann wieder von vorne. Wir wussten nicht wohin und suchten bei der Krankenkasse Rat. Sie empfahlen uns einen Fußspezialisten in München.
Dort bekamen wir recht flott einen Termin. Er röntge meinen Fuß erneut um mir dann ehrlich mitzuteilen, mein Fall ist ihm zu heiß, ich sei noch so jung, er würde sich an meinen Fuß nicht herantrauen. Ein wirklich genialer Arzt! Von so viel Ehrlichkeit, sollte sich manch anderer ein paar Scheiben abschneiden! Langsam ging mir das aber an die Nerven. Die ewige Suche macht mürbe. Wohin denn jetzt nur? Dieser Arzt empfahl mir dann den nächsten Operateur.
Drama – dritter Akt – doch schwieriger als gedacht
Bis ich beim nächsten Fußspezialisten dann einen Termin zur Vorstellung bekam, war es inzwischen September 2004. Auch er röntgte noch einmal, jeder macht das ja ein wenig anders, und meinte dann, es sei recht schlimm für mein junges Alter. Sehr ungewöhnlich, aber kein Problem, er würde das hinbekommen. Wir bekamen kurz die OP Methode erklärt. Sie hörte sich ähnlich an, wie wir sie vom anderen Arzt schon gehört hatten. Es klang immer noch alles sehr logisch und somit machte ich einen OP Termin aus. Insgesamt fiel mir da schon auf, dass dieser Arzt recht hektisch war und sehr viele Patienten nebeneinander her abfertigte. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon Vertrauen, dass er routiniert ist und mir helfen kann.
Im Dezember 2004 war es dann soweit für die OP am linken Fuß. Kurz davor bekam ich dann noch die Kündigung von dem Stall wo ich mittlerweile Vollzeit angestellt war, obwohl die schon über die OP bescheid wussten, als sie mich festangestellt haben. Mein Glück war da lediglich, dass ich drei Tage früher als ursprünglich geplant krankgeschrieben war und somit war die Kündigung nicht gültig. Zur OP hatte ich dann also auch noch mit einem Rechtsstreit zu tun, der mit einer Abfindung endete. Somit konnte ich wenigstens die Wohnung noch ein paar Monate halten, bevor ich dann wieder zu meinen Eltern zog. Hier war es dann erst mal wieder vorbei mit dem Leben auf eigenen Beinen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Die OP verlief schwieriger als geplant. Der ursprüngliche Plan war, erst den linken Fuß zu korrigieren und drei Monate später noch einmal an den rechten Fuß ran zu gehen. Tja, das kam aber anders. Nach der OP kam der Arzt auf mich zu und meinte, er hätte ganz schön geschwitzt. Mein Fuß sieht viel schlimmer aus, als er vermutet hatte. Er musste spontan improvisieren und eine ganz andere OP Methode als geplant anwenden. Er hat unter anderem zur Lapidus Arthrodese gegriffen, also das Gelenk zum Mittelfuß hin versteift. Ansonsten hatte ich drei Schrauben im Mittelfußbereich, im Großzeh einen Draht und im zweiten Zeh einen Kirschnerdraht stecken. Das besondere am Kirschnerdraht ist das er vorne aus der Zehenspitze rausguckt um ihn später ziehen zu können.
Das die Heilungszeit bei einer Lapidus Arthrodese länger dauert als bei manch anderen Methoden sagte mir keiner. Im Nachhinein bin ich davon überzeugt, er war nicht gut vorbereitet auf meinen Fuß. Er hat wohl aufgrund meines jungen Alters nicht so Schlimmes erwartet. Er stellte erst im OP fest, dass mein Fuß kein „normaler“ Fall ist und musste auf die Schnelle dann ja irgendwas machen.
Der Kirschner Draht im zweiten Zeh wurde nach vier Wochen gezogen. Eine Betäubung gab es dabei nicht, laut Arzt nicht nötig. Inzwischen weiß ich, dass es wohl wirklich häufig nicht nötig ist. Leider war er in meinem Fall bereits nach vier Wochen ziemlich fest verwachsen und ging sehr schwer raus. Für mich ist dieses ziehen des Drahtes immer noch das schlimmste Szenario bei all meinen Operationen gewesen.
Drama – vierter Akt – lockere Schrauben
Ich durfte anfangs trotz Entlastungsschuh nicht belasten. Ich bin alles in allem neun Wochen lang fast nur herumgelegen. Erst dann durfte ich die Belastung anfangs um fünf Kilo und dann von Woche zu Woche um zehn Kilo steigern. Ich war gut 14 Wochen mit dem Entlastungsschuh unterwegs. Damit hätten wir die ursprünglich geplanten drei Monate schon überschritten. Das es mit Ablegen des Entlastungsschuhs, aber nicht getan ist, musste ich dann auch schmerzlich selbst herausfinden. Meine Zehen waren absolut steif, bis dahin hatte ich noch keine Krankengymnastik verschrieben bekommen. Ich sollte ab Woche acht cirka mit der Hand meinen Zeh immer wieder bewegen. Für Krankengymnastik war das Budget der Praxis nicht ausreichend und sie müssen es für wichtigere Dinge einsetzen als ein wenig „Zehenwackeln“ hieß es damals.
Sicher hab ich mich alleine und unerfahren aber selbst gar nicht so viel getraut als es mir vielleicht ein Physiotherapeut gezeigt hätte.
Ich war fleißig, hatte ja auch sonst nicht viel zu tun, arbeitslos war ich ja zudem und somit konzentrierte ich mich erst mal auf die Heilung. Bis zur 20. Woche kam ich kaum in einen Schuh hinein. Erstens weil die Zehen so steif waren, dass ich nicht um die Kurve in den Schuh kam und zweitens weil der Fuß noch immer wahnsinnig geschwollen war und blau anlief sobald er in die Senkrechte kam. Zum Frühjahr hin war dann die Hitze auch nicht wirklich angenehm und förderte das anschwellen noch zusätzlich.
Zudem bemerkte ich Schmerzen im Mittelfußbereich, die ich zuvor noch überhaupt nicht hatte. Auch tat sich bei der Beweglichkeit des Großzehs, überhaupt nichts! Der Arzt meinte dann, es könnte vielleicht doch der kleine Draht im Großzeh daran schuld sein das ich ihn nicht wieder mobilisiert bekomme. Zudem wurden die Schmerzen im Mittelfußbereich schließlich den Schrauben zugeordnet die dort lagen. Die oberste Schraube direkt am Fußrücken lockerte sich immer mehr und drohte schließlich aus dem Knochen zu brechen. Somit hatte ich bereits ein halbes Jahr nach der OP die Metallentfernung. Normalerweise macht man das frühestens nach einem Jahr um sicher zu sein, dass alles stabil ist.
Somit hatte ich im Juli 2005 meine Metallentfernung, die lockere Schraube musste dringend raus. Das frühe entfernen war das kleinere Übel als zu riskieren das es bricht, da wäre auch einiges kaputtgegangen. Ich hatte Glück, es war alles bereits stabil durchbaut und die anderen Schrauben konnten gleich mit entfernt werden. Zudem wurde der Draht aus dem Großzeh gezogen. Nun bekam ich endlich doch Krankengymnastik verschrieben, um dem Zeh auf die Sprünge zu helfen. Naja, nach über einem halben Jahr Stillstand war da allerdings kaum was zu machen. Zudem hatte sich der Fuß von der ursprünglichen OP ja noch nicht mal erholt gehabt und dann wurde ein halbes Jahr später schon wieder drin rumgewühlt. Ich humpelte so vor mich hin.
Drama – fünfter Akt – noch eine Nachkorrektur
Im März 2005 bekam ich für ein Jahr eine kleine Anstellung als Praktikant für ein paar Stunden am Tag in einem anderen Pferdestall. Ich nahm es dankend an, um nach einem Jahr herum sitzen endlich mal wieder irgendwas zu tun. Da ja mit meinen Füßen noch nichts annähernd fertig war, wusste ich auch nicht wie ich mich für 2005 für eine Lehrstelle bewerben sollte, wenn die nächste lange Ausfallzeit ja schon absehbar ist.
Ich ahnte damals noch nicht, wie lange sich das alles noch hinziehen würde, sondern dachte ich könnte wenn alles dann überstanden ist, eine Ausbildung zur Pferdewirtin machen. Mit den zwei Jahren Praxis als Pferdepfleger und meiner Pferdeerfahrung hätte ich sogar bis zu einem Jahr Lehrzeit abkürzen können.
Die Praktikantenstelle war sehr schwierig umzusetzen, da ich von diesen Operationen noch sehr mitgenommen war. Trotzdem tat mir die Stallarbeit gut, weil ich mich wieder mehr bewegen musste. Die Pferde gaben mir mal wieder diesen Antrieb. Man geht einfach weiter über seine Grenzen wenn man etwas tun muss als wenn man es zu Hause bequem hat und auf eine Besserung wartet. Die erste Zeit war es noch sehr schmerzhaft. Nach zwei Stunden war mein Fuß häufig so angeschwollen, dass ich oft kaum wusste, wie ich aus den Schuhen wieder herauskommen sollte. Der Spaß dieser Arbeit hat mir den Antrieb gegeben durchzuhalten. Als im Juli das Metall dann draußen war, wurde es ein wenig besser, aber die Schmerzen im Mittelfuß blieben. Ich hatte nach dieser anstrengenden OP an einer Stelle Probleme wo ich zuvor keine hatte und das brachte mich langsam echt zum verzweifeln. Zudem war der Zeh weiterhin viel zu steif und unbeweglich, was auch zu einem ständigen falschen Gangbild führt.
Ich kämpfte mich so über das Jahr 2005 bis auch mein Arzt feststellte, das wird sich von alleine nicht geben. Wo die Schmerzen im Mittelfuß herkommen, konnte er sich nicht erklären. Aber das der Zeh so steif blieb war so nicht richtig und somit wurde im März 2006 über eine ambulante OP nachkorrigiert. Die OP Narbe also wieder aufgeschnitten und der Zeh ein wenig „gelöst“. Danach ging es sofort intensiv ans Mobilisieren und ich musste nun auch endlich nicht mehr um jedes Rezept für weitere Krankengymnastik Einheiten betteln. Die Beweglichkeit wurde nun endlich besser. Die Schwellungen wurden im Laufe von 8 Monaten langsam endlich weniger. Die Schmerzen am Mittelfuß aber blieben.
Wegen der Schmerzen am Mittelfuß ging ich noch zwei weitere Male zum Arzt. Einmal bekam ich 0815 Einlagen verschrieben, die überhaupt nichts brachten. Beim nächsten Mal dann wurde ich ziemlich ungeduldig abserviert. Für ihn war alles erledigt. Er hatte mich noch einmal geröngt und daraufhin gemeint: „Operativ ist alles in bester Ordnung, alles ist gut verlaufen, alles ist gut verwachsen. Eigentlich kann da gar nichts mehr sein.“ Mal abgesehen davon, dass ich schon länger das Gefühl hatte nicht mehr ernst genommen zu werden, musste ich mir am Ende sogar unterstellen lassen, ich würde mir meine Schmerzen einbilden. Schließlich wurde ich mit dem Satz: „Dann musst du dir halt einen sitzenden Job suchen und damit leben“, verabschiedet. Schöne Aussichten mit 20 Jahren.
Fortsetzung folgt…
Hier gehts zu „Meine acht Fußoperationen Teil 2“
Mein Buch für dich:
Wenn du selbst betroffen bist und vielleicht sogar eine Operation unvermeidbar wird empfehle ich dir mein Kindle Ebook:
„Hallux Valgus – ohne Angst operieren lassen“.
15 Comments
Sehr informativer Beitrag! Vielen Dank fürs teilen!
Danke für diesen Kommentar. Ich freue mich, wenn es weiter hilft.
Sehr informativ, erinnert mich ein wenig an mich. Aber nur wegen der Schmerzen, wo ich vorher keine hatte. Ich muss unbedingt weiter lesen.
Danke, dass Sie uns Ihre Erfahrungen mit Fußoperationen mitteilen. Meine Frau hat möglicherweise einen Hallux Valgus, und sie versucht, mehr darüber zu erfahren, welche Art von Operation sie wahrscheinlich haben wird. Ich werde diesen Blog mit meiner Frau teilen, während wir mit der Suche nach einem Orthopäden beginnen.
Hallo, das freut mich. Alles Gute für deine Frau.
Liebe Grüße
Janet
Meine Schwester leidet unter ihrem Hallux. Dank deines Artikels weiß ich nun, wie so eine Operation (oder auch mehrere) ablaufen. Ich werde meiner Schwester davon berichten, damit sie sich hierüber mal von einem Chirurgen beraten lassen kann.
Alles Gute für deine Schwester.
VG Janet
So eine Odysse hab ich auch zum Teil schon hinter mir. Ich hab nach 4 verschiedenen Terminen in verschiedenen. KH schon keine Hoffnung mehr da!! Als mein Orthopäde aus Wangen mir empfohl das ich nach Stuttgart/ Filderstadt zu einem Spezialisten gehen sollte. Ich bekam einen Termin vor Corona bekommen musste aber bis jetzt zur OP warten. Sie war vor 3 Wochen und es geht schon besser als beim ersten Mal. Mal sehen wie es weitergeht. Allen alles gute! M. K.
Danke für deinen Bericht. Es ist wirklich eine Odyssee. Alles Gute weiterhin.
Ich habe auch mit 18 meinen rechten Hallux operieren lassen, da ich kaum laufen konnte durch schmerzen. Meine Schuhe waren innerhalb von wenigen Wochen am Ballen durch gescheuert.
Die Op und das ganze drumherum hat ca. 3 Monate gedauert. Für mich war es eine Befreiung, ich hatte ab den Tag der Op keine Schmerzen mehr.
Ja ich war auch etwas zu vorsichtig mit den „wackelübungen“ und der zeh ist nicht mehr so beweglich wie er mal war. Aber ich habe keine Schmerzen mehr. Jetzt nach 10 Jahren wurde das Metall entfernt, da ich mit einer Schraube Probleme hatte. Die Schraube musste raus gemeißelt werden, da sie so heftig im Knochen verankert war. Darf aber seit gestern ohne Entlastungsschuh laufen.
Am Tag der Metallentfernung habe ich direkt meinen linken Hallux mit korrigieren lassen. Dieser war zwar nicht so schlimm und hat mir kaum Schmerzen bereitet, jedoch habe ich auf den Rat des Arzt gehört. „Jetzt ist die Fehlstellung noch nicht so gravierende, dies wird sich jedoch in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch ändern und jetzt könnte man das noch entgegen wirken.“
Ich bin froh das ich so einen guten Orthopäden habe und alles bis jetzt ohne Komplikationen verlaufen ist.
Wünsche dir viel Kraft auf deinen weiteren Weg 😊
P.S:
Die erste OP habe ich nach meiner Ausbildung zur Pferdewirtin gemacht. Ich habe auf einem Reiterhof gearbeitet und habe nach 2 Wochen mit Entlastungsschuh wieder auf dem Pferd gesessen.
Die Pferde geben einen sehr viel Kraft.
(Bitte nicht nachmachen.)
Hallo Ricarda,
oh ich kenne das. Bin damals auch geritten und habe im Entlastungsschuh mein Fahrabzeichen gemacht damals 😉 . Alles Gute weiterhin.
Viele Grüße Janet
Hallo Ricarda,
das klingt ja alles, als wäre es von mir geschrieben :). In meinem Fuß ist leider auch eine Schraube zurückgeblieben die nur noch hätte herausgemeißelt werden können. Da diese zu dem Zeitpunkt keine Probleme gemacht hat, hätte es mehr Schaden angerichtet und man hat sie lieber drin gelassen. Im Herbst spüre ich sie leider. Dieses Jahr sogar sehr heftig. Womöglich muss sie dann doch irgendwann mal raus, wenn sie mehr Probleme machen sollte. Einen guten Orthopäden zu haben ist ja schonmal das Wichtigste. Alles Gute
Ich bin immer wieder überrascht von solchen Geschichten. Man merkt, dass es wichtig ist, dass man sich selbst mit seinen Krankheiten auskennt. Ich finde das enorm wichtig. Besonders wenn man den Hallux operieren lässt.
Hallo Pia,
da hast du recht. Man muss Eigenverantwortung übernehmen diesbezüglich.
Viele Grüße
Janet